Auch schöne Frauen töten hässlich
In Hollywood ist der Kalte Krieg noch lange nicht zu Ende – wie der Action-Thriller «Salt» mit Angelina Jolie zeigt.
Angelina Jolie ist zu Beginn und am Ende ihres neuen Films «Salt» kaum wiederzuerkennen. Denn jeweils dann ist die US-Schönheit mit den aufregendsten Lippen gezeichnet von Misshandlungen, Verfolgungsjagden und blutigen Auseinandersetzungen. Zwischendurch ist sie die CIA-Agentin Evelyn Salt, die unter Verdacht gerät, eine russische Spionin zu sein, welche in die amerikanische Aufklärung eingeschleust wurde, um letztlich die Zerstörung der USA zu bewirken.
Es ist sinnlos, die Handlung des 100-minütigen Actionthrillers genauer schildern zu wollen, weil die Geschichte zu viele haarsträubend unglaubwürdige Wendungen enthält, um auch nur halbwegs ernst genommen werden zu können. Für Regisseur Phillip Noyce und Drehbuchautor Kurt Wimmer geht es nur darum, die attraktive Jolie oft und spektakulär im Bild zu haben, viele Autos zu Schrott sowie möglichst viele Mitwirkende bei Schiessereien und Explosionen in die Hölle fahren zu lassen. Darin unterscheidet sich «Salt» nicht sehr von anderen derartigen Produktionen. Wohl aber in der offensichtlichen Tendenz, die alten Feindbilder des Kalten Krieges abermals zu bemühen.
Wie in dem Film erst Nordkoreaner, dann Russen gezeigt werden, grenzt an Infamie. Und dass ein besonders böser Mann aus dem Reich der einst konkurrierenden Supermacht auch noch ausgerechnet von dem bekannten polnischen Darsteller Daniel Olbrychski gespielt wird, ist eine zusätzliche Bosheit, die dem Kassenerfolg von «Salt» in Russland und seinem Einflussgebiet sehr enge Grenzen setzen wird. Dagegen ist diesmal Deutschland sympathisch in Gestalt von August Diehl vertreten, der zwar keine grosse, aber eine sicher von vielen Männern beneidete Rolle als Jolies soft schmusender Leinwandehemann spielen darf.
Jolie wirbelt durch den Aufzugsschacht
Das macht der junge Deutsche ordentlich, sein schauspielerisches Potenzial muss er allerdings ebenso wenig bemühen wie alle anderen Mitwirkenden. Die Vielfachmutter Jolie selbst verfügt bekanntlich über recht limitierte Ausdrucksmöglichkeiten. Sie ist aber ohnehin meist damit beschäftigt, auf der Flucht zu sein oder ihre zahlreichen Gegner mit allen unfeinen Mitteln ausser Gefecht zu setzen. Etliche mit Spezialeffekten gespickte Szenen zeigen die Ehefrau von Brad Pitt in den unwahrscheinlichsten Situationen, die sie aber natürlich stets in noch unwahrscheinlicherer Weise übersteht.
Dem Produzenten des Films, Lorenzo di Bonaventura, hat die Einstellung seines Stars gefallen: «Sie gibt immer alles. Es macht wirklich Spass, mit jemandem zu arbeiten, der immer über die Grenzen hinausgeht.» Wie das dann im Kino aussieht, strapaziert allerdings sehr die Bereitschaft des Zuschauers, die Aktionen Jolies zu bewundern. Denn wenn sich die Hauptdarstellerin einen steilen Aufzugsschacht hinunterschwingt und hinunterstürzt, ohne dabei mehr als nur eine kleine Schramme zu bekommen, oder jeden Totalcrash mit Autos unverletzt überlebt, wirkt das doch nicht selten lächerlich.
Liev Schreiber in der männlichen Hauptrolle als Salts CIA-Kollege Ted Winter spielt seinen Part ebenso routiniert wie souverän herunter. Natürlich ist auch er unterfordert, aber der massige Schauspieler lässt in verschiedenen Szenen jene Klasse aufblitzen, die der Actionthriller insgesamt keinesfalls hat.
Der australische Regisseur Phillip Noyce hat schon weit bessere Filme gemacht, zum Beispiel «Der stille Amerikaner» oder «Todesstille». Immerhin hat seine neue Arbeit Tempo genug, um die in der Tendenz mehr als fragwürdige Kalte-Krieg-Geschichte von der puren Action überdecken zu können. Das macht «Salt» aber weder besser noch geniessbarer.
dapd/phz
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch