Auf der Sonnenseite
Denis Malgin spielte als einziger Schweizer WM-Crack regelmässig in der NHL – seine Eindrücke aus Florida.

«Hätten Sie gedacht, dass ich den Sprung in die NHL schaffe?», fragt Denis Malgin rhetorisch. Er erwartet ein Nein. «Ich habe alle überrascht. Das zeigt, was man alles erreichen kann, wenn man hart arbeitet», schiebt er nach. Vorletzte Saison wurde der flinke Stürmer bei den ZSC Lions sogar noch zurück ins Farmteam versetzt, nun ist er an der WM der einzige Schweizer, der regelmässige NHL-Einsätze vorweisen kann. 47 Spiele (6 Tore, 10 Punkte) waren es gleich in seinem ersten Jahr bei Florida.
Es hätten sogar noch mehr werden können, wäre Ende November während eines Roadtrips nicht Gerard Gallant entlassen worden. Gallant, der nächste Saison die neuen Las Vegas Knights coacht, ist in Paris nun Assistent bei den Kanadiern. Unter dessen Nachfolger Tom Rowe hatte Malgin dann einen schwereren Stand. «Gallant setzte voll auf mich, gab mir viel Eiszeit», blickt der 20-Jährige zurück. «So stieg auch mein Selbstvertrauen. Unter dem neuen Trainer hatte ich es hart. Jeder Coach hat seine eigene Sichtweise. Das kann man nicht ändern. Man muss einfach positiv bleiben. Aber das ist nicht einfach, wenn man nur sechs, acht Minuten spielt.»
Im Januar waren es einmal sogar nur zwei Minuten, bald darauf musste Malgin ins Farmteam nach Springfield. Dort, wo er mit Reto Berra und dem künftigen Klotener Tim Bozon zwei Kollegen hatte, die Deutsch sprechen, biss er sich durch. Und wurde belohnt mit einem Happy End. In den letzten drei Spielen Floridas schoss er noch zwei Tore.
In den Flipflops ins Training
Natürlich hat sein erstes Jahr in der NHL Appetit auf mehr gemacht. «Es war immer mein Traum, an einem warmen Ort Eishockey zu spielen», sagt er schmunzelnd. «Dort ist es immer 30 Grad, man geht in kurzen Hosen und Flipflops ins Training.» Malgin hat in Fort Lauderdale eine Wohnung gemietet, 15 Autominuten von der Heimarena der Panthers entfernt.
Wenn er im September zurückkehrt, weiss er schon, was ihn dort erwartet. «Die NHL, das ist eine andere Welt», sagt er mit glänzenden Augen. «Alles ist viel professioneller. Und die Kadenz viel höher. Man ist zwei Wochen zu Hause, dann wieder zwei Wochen unterwegs. Und dann spielt man jeden zweiten Tag. Das ist schon eine riesige Umstellung, wenn man aus Europa kommt. Aber so wird man reifer.»
«Die NHL, das ist eine andere Welt»
Reifer sei er geworden, das sagt Malgin während des Gesprächs immer wieder. Und auch, dass er hart arbeite. Als wolle er dies Kritikern entgegenhalten. Dass er sich auf Anhieb in der NHL durchsetzte, war nicht nur wegen seines jungen Alters, sondern auch wegen seiner Postur eine Überraschung. Offiziell 1,75 Meter gross, in Realität wohl noch ein paar Zentimeter kleiner, hat er nicht gerade NHL-Gardemasse.
Dass er zu klein sei, habe er schon zeitlebens hören müssen, sagt Malgin. «Für mich ist das kein Hindernis. Ich war immer einer der Kleinsten, aber meine Stärken sind das Schlittschuhlaufen und meine Technik.» Und diese Qualitäten könne er in der NHL, wo das Spiel noch schneller ist, gut ausspielen.
Etwas verändert hat ihn das Jahr in Nordamerika schon. Er setzt seinen Körper mehr ein und schiesst öfters. Wobei: Gerade beim Schuss ortet er noch seine grössten Defizite. Er habe erkennen müssen, dass die Kanadier in diesem Bereich viel besser ausgebildet seien. «Wenn du einen guten Schuss hast, macht du drüben sicher zehn Tore mehr.» Daran werde er hart arbeiten, verspricht Malgin.
Jaromir Jagr, das Vorbild
Das beste Vorbild punkto harter Arbeit erlebte er in Florida täglich in der Person Jaromir Jagrs, der den gleichen Agenten hat (Jaroslav Svoboda). Mit dem freundlichen Altmeister unterhielt sich Malgin auf Englisch und Russisch, vor allem schaute er ihm sehr genau zu. «Ich habe noch nie einen solch professionellen Hockeyspieler erlebt», sagt er. «In jedem Eistraining hat er Gewichte am ganzen Körper befestigt. Am Abend geht er immer noch in den Kraftraum.»
Am meisten Zeit verbrachte Malgin mit Alexander Barkow, der eine ähnliche Geschichte hat wie er und auch Russisch spricht: «Seine Eltern zogen von Russland nach Finnland, meine in die Schweiz. Er half mir am Anfang sehr, zeigte mir alles.» Es sind viele Eindrücke, die der junge Malgin zu verdauen hat. Aber im Moment geht es für ihn einfach immer weiter. Heute gegen Kanada und seinen Ex-Förderer Gallant.
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