Auf der Suche nach Kompromissen
«Der Staat soll uns kein Himmelbett aufstellen», sagt Hanspeter Hugentobler (EVP). Der Regierungsratskandidat kämpft trotzdem für Vaterschaftsurlaub und fünf Wochen Ferien.

Manchmal schickt Hanspeter Hugentobler beim Kaffee vor der Kantonsratssitzung ein Stossgebet zum Himmel: «Gott schenke, dass es ein gescheiter Morgen wird.» Allzu oft wurde er in den letzten Jahren nicht erhört. Der EVP-Kantonsrat sitzt bei den Abstimmungen häufig auf der Verliererseite und gibt auch zu, dass er sich von den Neuwahlen eine Kräfteverschiebung erhofft. «Bei der derzeitigen rechtsbürgerlichen Übermacht haben wir mit unseren Anliegen oft nichts zu melden. Das kann manchmal frustrierend sein.»
Ein Grund zur Resignation ist dies für den 51-jährigen Theologen, Pfäffiker Schulpräsidenten und Geschäftsführer des christlichen Medienunternehmens ERF Medien Schweiz aber nicht. Im Gegenteil: Er kandidiert als Regierungsrat. «Es geht dabei auch um die Stärkung der Fraktion im Kantonsrat.» Hugentobler ist hier als Präsident der Kantonalpartei in der Pflicht. Er hofft darauf, dass ein Mittebündnis mit den Grünliberalen und der BDP zum Tragen kommt. Als ehemaliger Pfarrer hat er auch ein Gleichnis parat: «Die Politik braucht wie ein Flugzeug einen linken und einen rechten Flügel, doch das Volk sitzt in der Mitte.»
Kein Sparen in der Schule
Schaut man sein Wahlprogramm an, sucht man allerdings klar bürgerliche Positionen fast vergeblich. Er wehrt sich gegen Sparübungen in der Schule, spricht sich für höhere Prämienverbilligungen, Vaterschaftsurlaub und fünf Wochen Ferien aus. Wo ist er denn bürgerlich? «Ich finde, der Staat soll uns kein Himmelbett aufstellen.»
Pfarrer war Hanspeter Hugentobler einst bei der Freikirche Chrischona, doch wirkt er nicht frömmlerisch. Wie stellt er sich zu gesellschaftspolitischen Fragen. Sollen gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen? «Es geht darum, dass die Situation für das Kind gut ist, das kann in verschiedenen Konstellationen so sein.» Sterbehilfe? «Wir müssen alles tun, damit eine aktive Sterbehilfe nicht nötig ist und auch kein Druck auf alte oder gebrechliche Menschen entsteht. Aber am Schluss ist der freie Wille des Menschen zu akzeptieren.»

Martin Hübscher, SVP-Fraktionspräsident, erlebt Hanspeter Hugentobler als «eher links und eher still». Doch attestiert er ihm: «Wenn er sich mal äussert, tut er dies sec, manchmal auch pointiert oder sogar träf.» Der SP-Fraktionspräsident Markus Späth erlebt Hugentobler als «sachlichen, engagierten, unprätentiösen Kollegen». Auf die Frage, wie man Hanspeter Hugentobler als Politiker erlebt, fällt manchmal auch das Wort «langweilig». Er kann das nachvollziehen: «Wer Kompromisse sucht und vermitteln will, wird nicht als besonders spannend wahrgenommen. Doch ist es das, was uns weiterbringt.» Sind solche Mittepolitiker nicht einfach meinungsschwach? Er widerspricht: «Man sieht ja auch am Familientisch, dass man für einen gemeinsamen Weg aufeinander zugehen muss.»
Hugentobler ist Vater dreier Kinder im Alter von 19 bis 23 Jahren, die noch in Ausbildung sind. Das Pfarramt hatte er aufgegeben, weil ihm die Seelsorge nicht so lag, wie er sagt. Er war damals denn auch vor allem in der Jugendarbeit und im Medienbereich tätig, Letzteres hat er dann zu seinem Beruf gemacht. Über das TV-Format «Fenster zum Sonntag» kam er zu den ERF Medien, wo er heute die Rolle des Verlegers hat. Seit er mit seiner Frau nach Pfäffikon gezogen ist, engagieren sie sich in der Reformierten Landeskirche. Seine Frau arbeitet auf dem Kirchgemeindesekretariat und ist Präsidentin der Finanzkommission der Kirchensynode. Witziges Detail am Rande: Tagt die Synode im Rathaus, sitzt sie am gleichen Platz wie ihr Mann an den Kantonsratssitzungen. Mitte links.
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