Auf die Plätze, fertig – Kunst!
2012 verspricht ein Feuerwerk spektakulärer Ausstellungen zwischen Wien und New York.
Von Paulina Szczesniak Das Museumsjahr 2012 wird ein Jahr der Superlative. Eine gigantische Welle von Kunst-Blockbustern mit schier unüberschaubarem Angebot rollt auf uns zu. Das zeigt sich schon daran, dass das deutsche Monatsmagazin «Art», dem sonst halbjährlich ein Sonderheft zu den weltweit wichtigsten Kunst-Events beiliegt, die diesjährige Ausstellungsfülle in drei Portionen aufgeteilt hat. Was also gibt es zu sehen? Zunächst einmal ganz viel Klimt. Um den grossen Wiener kommt man in diesem Jahr schlicht nicht herum. Zum 150. Geburtstag richtet ihm seine Heimatstadt ein regelrechtes Ausstellungsfeuerwerk aus (TA vom 4. 1.). Auch sonst präsentiert sich die Kunststadt Wien von ihrer Schokoladenseite: Im Essl-Museum gibts eine grosse Soloschau von Anselm Kiefer (3. 2. bis 29. 5.), in der Kunsthalle den Schweizer Exportschlager Urs Fischer mit dem vielversprechenden Ausstellungstitel «Sodbrennen» (17. 2. bis 28. 5.). Die Stiftung Ludwig schliesslich bekommt überdimensionale Mickey-Mouse-Ohren aufgesetzt und lädt zur Werkschau von Pop-Art-Scherzkeks Claes Oldenburg (4. 2. bis 27. 5.). Mit ebenso klingenden Namen halten die Metropolen weiter westlich dagegen: Madrids Thyssen-Bornemisza geht mit Marc Chagall ins Rennen (14. 2. bis 20. 5.), Düsseldorf setzt auf Schock-Manierist El Greco (Museum Kunstpalast, 28. 4. bis 12. 8.) und Paris auf Edgar Degas und seine gepuderten Akte in Pastellfarben (Musée d'Orsay, 13. 3. bis 1. 7.). London auf dem Olymp 2012 wird allerdings nicht nur das Jahr der fulminanten Premieren, sondern auch jenes der grossen Wiederaufnahmen. Wer Gerhard Richters viel gepriesene Retrospektive in London verpasst hat, kann dieses Versäumnis jetzt wettmachen. Die Schau gastiert erst in Berlins Neuer Nationalgalerie (12. 2. bis 13. 5.), danach im Centre Pompidou (ab 6. 6.). Die umgekehrte Richtung schlägt die – ebenso hochgelobte – Ausstellung zu Edvard Munch ein: 2011 in Paris eröffnet, ist sie heuer in der Tate Modern zu sehen (28. 6. bis 14. 10.). Sowieso ist London diesen Sommer die Poleposition in Sachen Kunst gewiss. Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele gibt man sich alle Mühe, auch kulturell aufzutrumpfen. So lockt die Tate Modern vor der Munch-Schau mit dem Gegenwartskünstler schlechthin: Damien Hirst (4. 4. bis 9. 9.) dürfte dem Kunstmoloch an der Themse erneut Besucherrekorde bescheren. Dezenter und nicht minder sehenswert ist das Programm der lokalen Konkurrenz: Die Royal Academy zeigt Exilkalifornier David Hockney (21. 1. bis 9. 4.), die Portrait Gallery den grossartigen, im Juli verstorbenen Lucian Freud (9. 2. bis 27. 5.). Ein Blick über den grossen Teich verspricht mit ebensolcher Kelle angerührte Heimspiele: Im Metropolitan Museum in New York ist Ellsworth Kelly zu Gast (5. 6. bis 3. 9.), während das Museum of Modern Art der Meisterin des fotografischen Selbstporträts, Cindy Sherman, eine Retrospektive der Superklasse widmet (26. 2. bis 11. 6.). Fast 200 Exponate fächern ihr Werk von den 70er-Jahren bis heute auf. Überhaupt sind die Grandes Dames der amerikanischen Kamerakunst in diesem Frühjahr gut vertreten: Berenice Abbott wird im Pariser Jeu de Paume gehuldigt (21. 2. bis 29. 4.), Diane Arbus im Fotomuseum Winterthur (2. 3. bis 28. 5.). Zwischen Tradition und Trash Ein Wort noch zu den obligaten Grossanlässen. Nach der Biennale Venedig 2011 steht heuer die Kasseler Documenta (9. 6. bis 16. 9.) an. Als Aufwärmprogramm empfehlen wir die mit Spannung erwartete 7. Berlin-Biennale (27. 4. bis 1. 7.), die unter der Leitung des polnischen Videokünstlers Artur Zmijewski einen auf rotzig macht: Die im Vorfeld erschienene Biennale-Zeitung «P/act for Art» kam im Reichspropaganda-Look daher und titelte kampfeslustig: «Konfrontation ist das Gebot der Stunde». Verglichen damit sehen die Art Basel als Promi-Magnet (13. bis 17. 6.) und ihre Schwester in Miami Beach (6. bis 9. 12.) relativ blass aus. Und was hat die Schweiz zu bieten? Während Urs Fischer lieber in Wien ausstellt, kehrt Pipilotti Rist mit ihrer Retrospektive endlich in der Heimat ein: Vom 2. 6. bis 25. 11. ist die Schau im Kunstmuseum St. Gallen zu sehen. Das Kunsthaus Aarau zieht mit Roman Signer nach (28. 1. bis 22. 4.). Ebenfalls aufs Treppchen schafft es Basel, dank einer feinen Allianz zwischen Tradition und Trash: Das Kunstmuseum zeigt das Frühwerk des Impressionisten Auguste Renoir (1. 4. bis 12. 8.), die Fondation Beyeler Kitschkönig Jeff Koons (13. 5. bis 2. 9.). In diesem Sinne: Augen auf – und durch! Eingelegt: Damien Hirsts toter Hai. Foto: Hirst Holdings 2012, Pro Litteris Ave Cindy? Ein Werk der amerikanischen Fotokünstlerin Sherman. Foto: 2011 Cindy Sherman Dass auch Rücken entzücken, wusste Monsieur Degas nur zu gut. Foto: Keystone Es müssen nicht immer Pools sein: Landschaft von David Hockney. Foto: Steve Oliver
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