Auf diese Frauen und Männer setzt die SP Zürich
Die Zürcher SP hat heute ihre Nationalratsliste verabschiedet. Zwei sind durchgestartet, zwei fallen ab.

Noch nie habe sie sich so von ihren «Gschpänli» so getragen, angenommen und respektiert gefühlt, wie in dieser Legislatur, sagte SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (Zürich), als sie sich heute an der Delegiertenversammlung der SP Zürich für eine erneute Wahl bewarb.
Dabei ging es möglicherweise auch um eine Solidaritätsbekundung für Nationalratskollege Daniel Frei (Uster), den vormaligen Parteipräsidenten. Im Vorfeld der Ausmarchung wurde nämlich ruchbar, dass dieser auf der Liste nach hinten gereicht werde. Bei der Basis komme nicht gut an, dass dieser eher am rechten Rand der Partei politisiere. Es werde daher zu einem Sturm der am linken Rand politisierenden Jungen auf die vorderen Plätze kommen.
Wackelt der neunte Sitz?
Die Ausganglage: Alle neun Bisherigen treten wieder an. Alle sind weniger als zwölf Jahre im Amt, womit die Altersguillotine dieses Mal nicht ins Spiel kommt. Allerdings wackelt laut Politbeobachtern der neunte Sitz.
Was allerdings der 23-jährige Juso-Vertreter Lewin Lempert heute in Abrede stellte. «Wir machen das ‹Stängeli› voll», rief er den Delegierten in der vollen Limmathall im Stadtzürcher Kreis 5 fast schon übermütig zu.
Die Ausmarchung drehte sich in erster Linie um die ersten siebzehn Plätze der Nationalratsliste, auf der insgesamt 35 Namen stehen. 35 Sitze stehen dem Kanton Zürich im 200-köpfigen Nationalrat zu.
Zwei Aufsteiger
Zwei starteten richtig durch: Der Zürcher Hausarzt Angelo Barrile führt die Liste an. Er rutschte vor dreieinhalb Jahren in den Nationalrat nach, als Daniel Jositsch Ständerat wurde. Der Hausarzt mit sizilianischen Wurzeln überzeugte die Versammlung mit einem emotionalen Votum, in dem er unter anderem für die Ehe für Alle plädierte.
Es sei ein unglaublich schönes Gefühl, dass «einer wie er» so getragen werde, sagt er. Einer wie er, meine Secondo und schwul. Er hoffe, dass das viele Angehörige von Minderheiten ermutige, für ihre Recht einzustehen und sich in der Politik zu engagieren.
Die Kantonsrätin Céline Widmer (Zürich) vermochte in die Reihen der Bisherigen vorzudringen. Sie belegt den Platz 8. Nach sieben Jahren im Kantonsrat wisse sie, wie es sich anfühle, in einem von den Bürgerliche dominierten Gremium zu politisieren, sagte sie. «Wir müssen nun die Wende auch auf nationaler Ebene schaffen!»
Die Politologin freut sich über ihr gutes Abschneiden speziell deshalb, weil es zeige, dass auch politische Hintergrundsarbeit von den Delegierten ästimiert werde. Sie ist keine Vielrednerin im Kantonsparlament, war aber in den letzten Jahren Mitglied der Kommission für Staat und Gemeinden und der Justizkommission. Seit diesem Monat präsidiert sie die Finanzkommission.
Und Daniel Frei?
Daniel Frei belegt den undankbaren Platz 10. Eine klares Verdikt ist das aber nicht. Frei startete auch vor vier Jahren erst auf dem Listenplatz 12 und rutschte dann im Laufe der Legislatur nach. Auch konnte er sich deutlich vor den «jungen Linken» Lewin Lempert oder Selim Gfeller platzieren. Partei-Co-Präsident Andreas Daurù sagt denn auch: «Von einer Abstrafung kann keine Rede sein.»
Mit seinem Abschneiden kaum zufrieden sein dürfte Martin Naef. Vor vier Jahren startete er noch auf Platz 5 und er erzielte auch das fünftbeste Resultat. Nun muss er sich mit dem neunten Platz abfinden. Partei-Co-Präsidentin Priska Seiler Graf, 2015 als letzte direkt in den Nationalrat gewählt, machte hingegen einen Sprung auf Platz zwei.
Das sind die ersten 17
Die Reihenfolge: Angelo Barrile (bisher, Zürich), Priska Seiler Graf (bisher, Bülach), Jacqueline Badran (bisher, Zürich), Mattea Meyer (bisher, Winterthur), Min Li Marti (bisher, Zürich), Fabian Molina (bisher, Pfäffikon), Thomas Hardegger (bisher, Dielsdorf), Céline Widmer (neu, Zürich)
Auf Platz neun steht Martin Naef (bisher, Zürich), gefolgt von Daniel Frei (bisher, Uster), Jean-Daniel Strub (neu, Zürich), Lewin Lempert (Juso, Zürich), Michèle Dünki-Bättig (neu, Bülach), Natascha Wey (neu, Zürich), Sabine Sieber (neu, Pfäffikon), Davide Loss (neu, Horgen), Selim Gfeller (neu, Winterthur).
184 Listen
In keiner anderen Partei wird die Nominierung von politischen Mandatsträgerinnen und -träger so basisdemokratisch gestaltet wie bei der SP. Entsprechend lang dauern jeweils die Delegiertenversammlungen. Heute begann die Versammlung um elf Uhr, das Resultat des Haupttraktandums wurde kurz vor 15.30 Uhr verkündet.

Die Personalkommission hat sich im Vorfeld für siebzehn Personen entschieden, welche auf die aussichtsreichsten ersten Plätze der Liste gesetzt werden. Sie bilden den sogenannten Topf A. Dazu gehören die Bisherigen.
Bei den übrigen Kandidierenden werde darauf geachtet, möglichst alle Gruppen angemessen zu berücksichtigt, führte Andreas Daurù aus: Geschlecht, Regionen, Alter.
Die Reihenfolge der Kandidierenden im Topf A wird aber von den Delegierten bestimmt. Jede und jeder der 184 Delegierten stellt nach der Vorstellung der Kandidierenden eine eigene Liste zusammen. Das wird dann ausgezählt.
Unbestrittener Jositsch
Mit grossem Applaus und roten Rosen wurde Daniel Jositsch wieder für den Ständerat nominiert. Er warnte davor, sich bei der Ständeratswahl in falscher Sicherheit zu wiegen. «Gesiegt haben wir erst am Wahlsonntag.»
Wer den zweiten Sitz erhalte, sei ihm egal, wichtig sei nur, dass die SP stark aus den Wahlen hervorgehe. «Es geht um extrem viel», sagte er seinen Genossen. «AHV-Reform, Klimaziele, Europa.»
Die Delegierten sprachen sich später einstimmig dafür aus, die Grüne Marionna Schlatter bei der Ständeratswahl zu unterstützen.
Levrat zählt auf Zürich
Christian Levrat, SP-Parteipräsident Schweiz, spornte die SP Zürich an, sich für die nationalen Wahlen so engagiert einzusetzen wie bei den Kantons- und Regierungsratswahlen. «Wir brauchen einen deutlichen Zuwachs in Zürich, um eine brauchbare Klimapolitik machen zu können.»
Es sei frustierend, wenn man im Nationalrat lediglich eine Abwehrpolitik gegen das bürgerliche Übergewicht machen könne. «Es wurde mehr Geld für die Armee, für Strassen und für die Bauern gesprochen. Auf Kosten der Bildung und Solidarität.» Und bei der Gleichstellung sei gar nichts besser geworden. «Der Frauenstreik ist daher dringend notwendig. Er ist Notwehr.»
Für die kantonale Steuervorlage, die am 1. September zur Abstimmung kommt, falls morgen die Steuerreform/AHV-Vorlage Staf angenommen wird, wurde einstimmig die Nein-Parole beschlossen.
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