Auf digitaler Mission
Die Mobiliar lancierte diverse Zukunftsprojekte. Einige wurden bereits wieder eingestellt, andere sollen bleiben – etwa ein Ortungsgerät und ein E-Bike-Verleih.

Schnapsidee oder Geschäftsmodell der Zukunft? Das haben sich manche wohl auch gefragt, als die Mobiliar Sicherheitsleute im Auto oder auf dem Segway durch Quartiere in La Chaux-de-Fonds, Lausanne und Uster patrouillieren liess – um potenzielle Einbrecher abzuschrecken und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhöhen. Das Projekt sei zwar überall gut angekommen, sagt Mobiliar-Chef Markus Hongler, aber niemand wolle für die Patrouillen bezahlen. Also hat die Berner Versicherung das Projekt inzwischen wieder beerdigt. Das Gleiche gilt für eine App, über welche Ladenbesitzer eine Patrouille der Securitas anfordern konnten. Auch hier habe es an der Zahlungsbereitschaft gemangelt, sagt Hongler.
Experimente mit Schnellbooten
Die beiden Versuche liefen bei der Mobiliar unter der Kategorie «Schnellboote». So nennt Hongler die diversen digitalen Projekte, welche die Mobiliar seit einigen Jahren lanciert. Wenn mal eines der kleinen Boote absäuft, sei das nicht so schlimm, so die Botschaft. Denn das «Mutterschiff», also die Versicherung selbst, gerate deswegen nicht in Schieflage. Als Genossenschaft kann sich die Mobiliar solche Experimente leisten: Sie muss keine Dividenden ausschütten. Gleichzeitig beschränkt sie sich auf den Schweizer Markt, weshalb sie hier auf keinen Fall den Anschluss verpassen will.
So hat die Versicherung weitere Projekte lanciert, mit denen sie etwas über die Versicherungsmodelle der Zukunft erfahren will: Findme und Smide. Bei Findme handelt es sich um ein Gerät in der Grösse einer Zündholzschachtel, das über eine Smartphone-App geortet werden kann. Das Gerät lässt sich in Handtaschen oder Aktentaschen verstauen. Wenn diese verloren gehen oder gestohlen werden, hilft das Positionssignal des Kästchens bei der Suche. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist das Velo – jedoch muss das Peilgerät so angebracht werden, dass es den Dieben nicht gleich ins Auge sticht. Deshalb steht diese Verwendung derzeit nicht im Fokus der Mobiliar.
Eine Batterie die hält
Die Signale werden über ein spezielles Netzwerk der Swisscom gesendet, das Low Power Network. Dieses auf das Internet der Dinge zugeschnittene Netz kann nur geringe Datenmengen transportieren, benötigt dafür aber im Gegensatz zum Mobilfunknetz auch nur wenig Energie. So soll die Batterie im Trackinggerät bis zu einem halben Jahr Energie liefern, ohne dass sie aufgeladen werden muss.
Die Mobiliar hat das Kästchen im vergangenen Jahr erfolgreich getestet und will es nun diesen Frühling auf den Markt bringen, wie Geschäftsleitungsmitglied Patric Deflorin sagt. Es werde unter 100 Franken kosten, eine Jahresgebühr gebe es nicht. Die Benutzer müssen nicht bei der Mobiliar versichert sein. Es sei aber denkbar, so Deflorin, dass Mobiliar-Kunden ein Gerät kostenlos erhielten.
Interesse an Veloverleih
Heute Freitag nimmt zudem der Elektrovelo-Verleih Smide in Zürich seinen Betrieb auf. Die Mobiliar hat diesen im Herbst während sechs Wochen getestet und will ihn nun weiterführen. Das Spezielle am Dienst ist, dass die 200 E-Bikes innerhalb der Stadt an beliebigen Orten abgestellt und via App von den nächsten Benutzern geortet werden können. Fünf weitere Schweizer Städte seien an Smide interessiert, heisst es bei der Mobiliar. Ob und wann der Veloverleih expandiert, ist aber noch offen.
Das Unternehmen will mit den Daten aus dem Verleih einerseits das Kundenverhalten kennen lernen und daraus Schlüsse für das Versicherungsgeschäft ziehen. Andererseits denkt Dorothea Strauss, Leiterin Corporate Social Responsibility der Mobiliar, daran, das Verleihsystem in ein schweizweites Mobilitätsnetzwerk einzubinden. Dies etwa in Zusammenarbeit mit dem Autovermietservice Sharoo, den die Versicherung zusammen mit Mobility, Migros und Amag betreibt – ein weiteres Schnellboot in der Mobiliar-Flotte.
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