Auf einmal sind die Wohnungen mehr als doppelt so teuer
Nach einer Renovation kostet die Wohnung im Zürcher Kreis 8 4100 statt 1700 Franken.

Der Werbeslogan klingt unverfänglich: «Gemütliches Zuhause in einem einzigartigen Stadtviertel». Aber diese Gemütlichkeit gibt es nicht ganz umsonst. In den Häusern an der Zollikerstrasse 19 bis 23, gleich beim Kreuzplatz, kostet eine Vierzimmerwohnung zwischen 4100 und 4400 Franken. Ab August stehen die 35 Wohnungen zum Bezug bereit. Derzeit lässt die Eigentümerin, die Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank (ZKB), die Altbauten renovieren.
Vor dem Umbau zahlten die Mieterinnen und Mieter etwa 1700 Franken für eine ähnlich grosse Wohnung. Die Preise haben sich also mindestens verdoppelt. Als «sehr wahrscheinlich missbräuchlich» bezeichnet Walter Angst, Sprecher des Zürcher Mieterinnenverbands und AL-Gemeinderat, diese Erhöhung. «Mit den Ausgaben für den Umbau oder anderen Investitionen lässt sie sich bestimmt nicht erklären», sagt Angst. Das Schweizer Mietrecht verbietet einen «übersetzten Ertrag aus der Mietsache». Die Berechnungen dazu seien in diesem Fall nicht einfach, weil Grundrisse verändert worden seien. «Aber vermutlich lassen sich diese Preise vor Gericht nicht halten.»
Selber klagen kann der Mieterverband nicht. Dazu braucht er künftige Bewohnerinnen. Auch Erstvermieter hätten das Recht, den Anfangsmietzins juristisch zu bekämpfen, sagt Walter Angst. «Nach Sanierungen kommen solche Anfechtungen aber sehr selten vor. Die Mieterinnen sind sich dieser Möglichkeit nicht bewusst.»
So teuer wie das Quartier
Die ZKB-Pressestelle begründet die neuen Mieten mit dem «modernen Ausbaustandard», den die «Totalsanierung» geschaffen habe. «Die neuwertigen und zeitgemässen Wohnungen lassen sich in keiner Weise mit den alten vergleichen.» Die Mieten seien ausserdem «marktüblich», sie würden genau beim Durchschnittswert des Kreises 8 liegen.
Sämtliche früheren Mieterinnen mussten ihre Wohnungen verlassen. Mittlerweile hätten alle eine neue Unterkunft gefunden, meist in einem anderen Stadtquartier, erzählt eine Frau, die lange an der Zollikerstrasse gewohnt hat. Nur wenige hätten in der Gegend bleiben können, einige mussten die Stadt verlassen. Die Pensionskasse der ZKB gewährt den früheren Bewohnern ein Vormietrecht für die sanierten Wohnungen. Ursprünglich hätten viele an die Zollikerstrasse zurückkehren wollen, erzählt die Ex-Bewohnerin. «Aber dieser Wunsch hat sich mit den hohen Mieten erübrigt.»
Laut ZKB ist es noch zu früh, um Aussagen über die künftige Mieterschaft zu machen. Die Vermarktung habe erst kürzlich begonnen. Walter Angst sagt, dass «Wohnungen in diesem Preissegment wenig mit üblichem Wohnen zu tun haben». Er bezweifle, dass in die sanierten Häuser Menschen einziehen würden, die sich längerfristig im Quartier niederlassen.
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