Aufgebrachte Fahrende blockieren BEA-Gelände
Auf der Kleinen Allmend haben Jenische ein Protestcamp eingerichtet. Sie fordern mehr Stellplätze in der Schweiz. Die Stadt Bern will das Lager räumen, da der Platz für die Frühjahrsmesse BEA benötigt wird. In der Nacht blieb es ruhig.
Mittwochmorgen: Die Zugänge sind versperrt. Kleinbusse und Autos bilden eine Wagenburg. «Wir wollen keine Konfrontation, aber wir gehen hier nicht weg. Wir bleiben bis zum Letzten», sagt Mike Gerzner. Der Mittzwanziger ist Präsident der Schweizer Reisenden. So nennen sich jene Jenischen, die auf der Kleinen Allmend in Bern ein Protestcamp eingerichtet haben.
«Wir verlangen mehr Stellplätze für Fahrende in der Schweiz», sagt Gerzner am Morgen vor zahlreichen Medienschaffenden. 30 neue Durchgangs- und Standplätze soll der Bund in den nächsten zwei Jahren einrichten. Ob aus Schwyz, dem Wallis oder aus Zürich – von überall aus der Schweiz sind die Fahrenden nach Bern angereist, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Über 120 Fahrzeuge, mehr als 450 Jenische sind da. Stündlich kommen weitere Fahrzeuge mit Anhängern hinzu.
Stadt beharrt auf Räumung
Für die Stadt Bern und die Bernexpo ist die Situation auf der Kleinen Allmend ein Problem. Der Grund: Der Platz wird für die Frühjahrsmesse BEA benötigt, die bereits morgen Freitag beginnt. Die Stadt hat das Gelände bereits der BEA vermietet. Es wird für Parkplätze gebraucht.
Mittwochmittag: Der Berner Gemeinderat beschliesst, den Platz räumen zu lassen. Eine erste Frist lassen die Fahrenden verstreichen. Eine Delegation der Stadt, angeführt von Marc Heeb, dem Leiter der Orts- und Gewerbepolizei, muss unverrichteter Dinge abziehen. Nach den gescheiterten Verhandlungen beharrt die Stadt Bern auf dem Räumungsbeschluss. Im Hintergrund werden an mehreren Stellen rund um die Kleine Allmend Polizeifahrzeuge und Abschleppwagen in Stellung gebracht.
Diskussion am Campingtisch
Mittwochnachmittag: Die städtische Delegation kommt zurück. Diesmal in Begleitung des Berner Sicherheitsdirektors Reto Nause (CVP). Ob man sich irgendwo hinsetzten könne, fragt dieser die Demonstranten. Schnell werden Campingstühle und ein Plastiktisch bereitgestellt. Die Verhandlungen wiederum verlaufen weniger zügig.
Die Fahrenden bestehen auf ihren Forderungen nach mehr Standplätzen. Reto Nause hat keine Möglichkeit, diesen Wunsch zu erfüllen. «Ich kann nicht für die Bundesbehörden sprechen. Die Stadt Bern ist der falsche Ansprechpartner», wiederholt er sich während der Verhandlungen. Es sei aber klar, dass die Fahrenden nicht auf der Kleinen Allmend bleiben können. Der Platz werde dringend für die BEA benötigt. Ausserdem sei die Kleine Allmend der Stadtbevölkerung vorbehalten. Bereits jetzt sei das ganze Logistikprogramm der BEA über den Haufen geworfen, gibt Marc Heeb von der Gewerbepolizei zu bedenken.
Der Gemeinderat habe Verständnis für die Anliegen der Fahrenden. In der Tat gebe es zu wenige Standplätze, nicht nur im Kanton Bern, sondern schweizweit, sagt Nause: «Aber die Stadt Bern kann das nicht ändern.»
Wenn der Berner Gemeinderat nicht in der Lage sei, ihr Problem zu lösen, solle jemand von den Bundesbehörden herkommen, verlangen die Fahrenden. «Am besten kommt Bundespräsident Didier Burkhalter», fordert Mike Gerzner.
Weitere Fahrende treffen ein
Im Lauf der Gespräche hatten sie Nause ein Entgelt für die Benutzung des Geländes angeboten. Nause solle mit der Messeleitung der BEA verhandeln. Doch dieser sah keinen Spielraum für Verhandlungen. Er bot den Fahrenden aber an, sich dafür einzusetzen, dass sie innert nützlicher Frist mit Kanton oder Bund über ihre Anliegen sprechen können.
Später Nachmittag: Die beiden Parteien trennen sich ohne Einigung. Die Jenischen machen ihre Drohung wahr, weitere Fahrende nach Bern zu holen. In der Folge kommen laufend neue Wagen aufs Gelände.
Gegen Abend: «Sollte es zu einer Räumung kommen, werden wir den Polizisten symbolisch unsere Wagenschlüssel übergeben. Dann dürfen sie gerne unsere Fahrzeuge wegfahren», sagt Mike Gerzner. Darauf will sich die Polizei nicht einlassen. Sie plant, die Wagen abzuschleppen und erst gegen Gebühr wieder an den Besitzer zu übergeben. In der Nacht blieb es ruhig und am Donnerstagmorgen ist die Lage unverändert. Die Polizei patrouillierte.
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