Anet Corti mit «Echt?»Sie erklärt uns die Welt mit einem Raketenglace
Halbwissen und harte Fakten sind das Thema. Und eine Yucca-Palme ist auch dabei. Die Kabarettistin zeigt im Theater am Hechtplatz ihr viertes Soloprogramm.

«Ich bin Mara. Mara Müllhaupt», sagt Anet Corti, «ich bin da, euch zu warnen vor der dunklen Macht.» Die dunkle Macht ist aber nicht der Zwangs-Impfungs-Bill-Gates oder die Reptilien-Angela, schon gar nicht die Pizza-Gate-Hillary und der Viren-Dani – «alles nur Ablenkung», sagt Mara. Nein, die dunkle Macht, die uns zu Marionetten mache, sei: M – und es ertönt fröhlich der Migros-Jingle.
Hä? Ist jetzt Anet Corti, die Kabarettistin und Schauspielerin, unter die Verschwörungstheoretikerinnen gegangen? Ist bei M der Teufel im Spiel? «Seien Sie gewarnt: Sie können mehr über sich und die Welt erfahren, als Ihnen lieb ist», heisst es im Beipackzettel zu Cortis viertem Soloprogramm. «Echt?» hatte 2020 Premiere im Casinotheater, nun ist das Stück, das von «Halbwissen und harten Fakten» handelt, im Theater am Hechtplatz zu sehen.
Sie war schon Helvetia
Klar, der Viren-Dani ist schon Vergangenheit. Maras aber hat es schon immer gegeben. Sie glauben zum Beispiel, dass die Mondlandung nie stattgefunden habe. Anet Corti hält einen Beweis entgegen: das Raketenglace! So geht Aufklärung gestern und heute.
Es ist aber nicht unbedingt Rocket-Science, die sie uns in «Echt?» präsentiert. Aber die tanzende Yucca-Palme, die auf der Bühne herumpfurrt, ist schon echt gut. Eine technische Verrücktheit, wie sie Anet Corti für die Bühne immer wieder erfindet.

Sie erfindet sich übrigens auch gleich selber immer wieder neu. Anet Corti war schon Helvetia (zusammen mit dem Duo Lapsus in «Wurscht»). Und ist immer noch Moni Money (in Beat Schlatters Bingo-Show). Sie spielte die Chefin und war ihre eigene Assistentin (in den Soloprogrammen «Du bisch au öpper», «Optimum», «Win-Win»). Jetzt ist sie Mara Müllhaupt. Flurina Fasutt. Betti Böhni. Viele andere mehr. Eine Gestaltwandlerin ist Anet Corti, gebürtige Baslerin mit Jahrgang 1969, die sich das Rüstzeug für die Bühne in der Scuola Teatro Dimitri geholt hat, aber nicht. Sie bleibt sich immer selber.
Am besten kann sie die kleine Form, die «Nümmerli», die einfach aus ihr herauskommen. Im Ohr haben wir immer noch, wie Anet Corti einst in ihren Anfängen «sodeli» sagte, sie sagte das Wort so schön, gekiekst und gehaucht. Damals schrieben wir: Wenn sie ein Wort in den Mund nimmt, dann hat es in der gewöhnlichen Welt keine Chance auf Bestand. Denn sie lässt das «sodeli» so in Luft aufgehen, dass alles reinste Wortzauberei ist.
Do 7.4., 19.30 Uhr, bis 10.4., Theater am Hechtplatz, Hechtplatz 7, theaterhechtplatz.ch
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