Aufstand gegen teure App-Stores
Namhafte Firmen versuchen, ihre Apps nicht mehr via Apple oder Google, sondern direkt anzubieten – wegen der hohen Kommissionen.

Gegen die App-Stores von Apple und Google formiert sich immer mehr Widerstand. Eine wachsende Zahl von renommierten Unternehmen kritisiert, dass die beiden US-Technologiekonzerne eine zu hohe Kommission auf verkaufte Apps und kostenpflichtige Inhalte erheben.
Am lautesten beschweren sich der Streamingdienst Netflix und die Videospielehersteller Epic Games und Valve. Diese drei Firmen haben entweder versucht, die digitalen App-Läden zu umgehen oder haben die hohen Abgaben als «unfair» gebrandmarkt.
Beispielsweise fordert Netflix ausgewählte Nutzer in einer Testphase dazu auf, den Webbrowser auf ihrem Apple-Gerät zu starten, sich dort einzuloggen und das entsprechende Abonnement dann über den Browser anstatt über iTunes abzuschliessen.
Auch bei der Neuregistrierung eines Netflix-Kontos kann die Aufforderungen zur Nutzung des Browsers angezeigt werden. In diesen Fällen wäre Netflix nicht gezwungen, die Kommission an Apple zu entrichten. Zur Erinnerung: Apple und Netflix sind im Bereich Video-Streaming Konkurrenten.
Ausmass der Wehklagen ist neu
Kritik am wirtschaftlichen Modell der App-Stores hat es immer schon gegeben. Aber das Ausmass der Wehklagen ist neu. Branchenkenner befürchten, dass eine zunehmende Zahl der Beschwerden in Kombination mit mehr Regulation und steigendem Wettbewerbsdruck die sogenannte App-Wirtschaft untergraben könnte.
Das US-Wirtschaftsportal «Business Insider» zitiert aus einem Marktforschungsbericht des australischen Finanzdienstleisters Macquarie, der insbesondere auf die Gefahren dieser Entwicklungen für Apple aufmerksam macht. Ein Analyst warnt davor, dass die traditionellen Kommissionen auf Apps unter Druck geraten könnten.
Weiter rechnet der Autor vor, dass die jährlichen Einnahmen des Unternehmens um bis zu 16 Milliarden Dollar sinken könnten, sollte es gezwungen sein, die Höhe der Kommissionen auf Apps anzupassen.
Solche Bedenken lassen die Investoren aufhorchen. Die Anleger erwarten vom App-Store, dass er das Wachstum des Dienstleistungsgeschäfts von Apple antreibt. Nicht ohne Grund hebt Apple bei Telefonkonferenzen mit Analysten häufig den finanziellen Erfolg seiner digitalen Läden hervor.
Apple und Google haben ihre App-Stores vor zehn Jahren lanciert. Die digitalen Läden entwickelten sich bald zu Marktplätzen, auf denen Millionen unabhängiger Entwickler ihre Anwendungen anbieten können. Milliarden von Smartphone-Nutzern weltweit laden diese Programme herunter. Im Gegenzug müssen aber die Anbieter bis zu 30 Prozent des Verkaufspreises pro bezogene App und für kostenpflichtige Inhalte an Apple und Google abtreten.
App-Wirtschaft ist milliardenschwer
Es entstand eine App-Wirtschaft, die im vergangenen Jahr 82 Milliarden Dollar umsetzte. Für Apple und Google gab es anfänglich Lob, weil sie im digitalen Zeitalter ein neues wirtschaftliches Ökosystem erschaffen haben. Gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg ist die Stimmung jedoch am Kippen. Inzwischen haben beide Technologiekonzerne in den USA wegen der hohen Abgaben auf Apps eine neue Bezeichnung erhalten: Steuereintreiber.
Die aktuellsten Zahlen zur Schweizer App-Wirtschaft aus dem Jahr 2015 zeigen, dass hierzulande rund eine halbe Million Programmierer Anwendungen für mobile Endgeräte entwickeln. In den Stores von Apple und Google werden etwa 1,2 Millionen Apps aus der Schweiz angeboten. Die Industrie erwirtschaftete einen Umsatz von geschätzten 120 Millionen Franken.
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