Brasilien bleibt nichts erspart
Inflation, Arbeitslosigkeit und jetzt das Zika-Virus.
Brasilien befindet sich in der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten. Inflation und Arbeitslosigkeit steigen, der Skandal um den staatlichen Energiekonzern Petrobras erfasst immer mehr Unternehmer und Politiker, der linken Präsidentin Dilma Rousseff droht ein Impeachment-Verfahren. Ihre Regierungskoalition wankt, der Kongress torpediert ihre Versuche, zu sparen und zu reformieren. Und nun breitet sich auch noch das Zika-Virus aus. Es ist höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich, dass Tausende Neugeborene mit zu kleinem Kopf und Gehirn zur Welt gekommen sind und ihr Leben lang behindert sein werden. Noch vor wenigen Jahren assoziierte die internationale Gemeinschaft Brasilien mit einer in den Himmel schiessenden Rakete, nun erinnert es eher an einen lecken Tanker, der auf den Abgrund zuschlingert.
Bisher haben die Behörden energisch reagiert und nicht versucht, das Ausmass der Epidemie zu vertuschen. Wie wirkungsvoll der Einsatz von 220'000 Soldaten ist, bleibt jedoch abzuwarten. Die Zeit drängt, und das Risiko ist hoch. Im August beginnen in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele. Sollten weiterhin Hunderte gehirngeschädigter Babys zur Welt kommen, sollten Touristen oder gar sportliche Delegationen die ersten Sommerspiele auf südamerikanischem Boden boykottieren, wird sich die depressive Kollektivstimmung zusätzlich verdüstern. Und Dilma Rousseff noch tiefer im Elend versinken.