Dem verschwundenen U-Boot läuft die Zeit davon
Die Suche nach dem vermissten argentinischen U-Boot wird intensiviert. Die Aussichten auf eine erfolgreiche Rettung sind aber düster.
Nach dem Empfang möglicher Notsignale ist die Suche nach dem im Südatlantik vermissten U-Boot der argentinischen Marine intensiviert worden. Mehrere Flugzeuge und Schiffe suchen ein Meeresgebiet mit einem Durchmesser von 300 Kilometern nach der ARA San Juan mit ihren 44 Besatzungsmitgliedern ab.
Die USA beteiligen sich mit vier unbemannten Mini-U-Booten der US-Marine und einem Nasa-Suchflugzeug an dem Grosseinsatz. Auch der Ölkonzern Total, der in einem Meeresgebiet weiter südlich Öl fördert, stellte ein Schiff für die Suche zur Verfügung.
Erschwert wird der Einsatz derzeit durch Stürme und bis zu sieben Meter hohe Wellen. Vor Dienstag wird kein besseres Wetter erwartet.
Signale empfangen
Die Hoffnung, die ARA San Juan zu finden, war am Samstag zunächst gewachsen. Nach Angaben des argentinischen Verteidigungsministers Oscar Aguad wurden insgesamt sieben Satelliten-Anrufversuche zu Militärstützpunkten registriert. Allerdings waren die Signale zu schwach, um Kontakt herstellen zu können.
Marinesprecher Enrique Balbi konnte später nicht einmal bestätigen, dass sie von dem vermissten U-Boot stammten. Es gebe keine klaren Beweise, dass die Signale vom U-Boot stammten, sagte er am Sonntag.
Was ist passiert?
Ein Sprecher der US-Armee erklärt das grösste Problem der Suche: «Wenn die 44 Seeleute in Gefahr sind, gibt es nur eine begrenzte Zeit, sie zu finden.» Noch wissen die Helfer nicht, ob das U-Boot gesunken ist oder an der Oberfläche treibt.
Ausgeschlossen werden könne die Theorie, dass nur die Kommunikationssysteme ausgefallen sind. Das U-Boot hätte dann spätestens am Sonntag an seinem Zielort eintreffen müssen, das war aber nicht der Fall.
Somit sind für den pensionierten Ex-Kommandanten der US Navy, Captain Richard Bryant, noch zwei Varianten möglich, wie er gegenüber der «New York Times» erklärt: «Das U-Boot treibt entweder an der Oberfläche und kann seinen Antrieb nicht mehr nutzen, oder es ist gesunken.»
Die erste Option sei aufgrund der Stürme besorgniserregend, aber nicht hoffnungslos, sagt Bryant. Komisch wäre dann allerdings, dass die Crew die verschiedenen Notrufmöglichkeiten nicht genutzt hätte.
Viel schlimmer wäre, wenn die ARA San Juan aufgrund eines Feuers, einer Explosion oder eines anderen schwerwiegenden Problems gesunken wäre. Für Bryant deuten die Fakten aber genau darauf hin, dass das U-Boot am Meeresboden gesucht werden muss.

Wie lange überlebt die Crew unter Wasser?
Das U-Boot ist zwar dazu konzipiert, einen Monat lang ohne Zwischenstopp durch die Weltmeere kreuzen zu können. Dafür wäre genug Proviant an Bord. Die Frischluft, die regelmässig an der Oberfläche gewechselt werden muss, reicht aber nur für maximal zehn Tage.
Für die Crew an Bord der ARA San Juan wird die Zeit also möglicherweise knapp, die letzten gesicherten Lebenszeichen gab es letzten Mittwoch. Was danach passierte und wann zuletzt Frischluft getankt wurde, ist unklar.
Wie kann das U-Boot gefunden werden?
Ein gesunkenes U-Boot am Meeresboden zu finden, sei nochmals um ein Vielfaches schwieriger, als etwa ein Schiffswrack zu lokalisieren, erklärt Sicherheitsexperte Euan Graham gegenüber CNN. U-Boote seien ja gerade dafür konzipiert, nicht gefunden zu werden.
Man könne beispielsweise lauschen und darauf hoffen, die Maschinen laufen zu hören. Bei einem U-Boot am Meeresgrund, das in einer Notlage Energie und Sauerstoff sparen muss, werde aber nicht viel zu hören sein. Ein Sonar sei nur dann wirkungsvoll, wenn sich das Boot in Fahrt zwischen Meeresboden und Oberfläche befinde. Für gesunkene U-Boote nütze das Sonar hingegen wenig.
Könnten andere U-Boote helfen?
Die argentinische Marine hat keine U-Boote, welche über die Technologien für Unterwassersuchen verfügen. Man setzt deshalb auf Schiffe mit speziellen Sonaren.
Sollte die ARA San Juan gefunden werden, bräuchte es aber ein spezielles Rettungs-U-Boot, um die Crew zu retten. Die USA haben ein solches in die Region entsandt.

Hält das U-Boot die Tiefe aus?
Die ARA San Juan kann Tiefen bis zu 600 Meter aushalten. Vor der argentinischen Küste ist das Wasser weniger tief, wenn es dort gesunken ist, müsste die Hülle das aushalten. Wäre das U-Boot aber im Atlantik gesunken, wäre die kritische Tiefe überschritten und die Hülle unter dem Wasserdruck eingeknickt.
Wie würde die Crew gerettet?
Wenn die ARA San Juan gefunden wird, läuft der Wettlauf gegen die Zeit trotzdem weiter. Das amerikanische Rettungs-U-Boot müsste das gesunkene U-Boot in der rauen See erreichen, was einige Tage dauern könnte. Man müsste dann schauen, in welcher Verfassung die Hülle der ARA San Juan ist und ob es überhaupt richtig liegt, um an den Rettungsluken andocken und die Crew evakuieren zu können.
Wohin war das U-Boot unterwegs?
Die ARA San Juan war auf dem Rückweg von einem Routineeinsatz zu ihrem Stützpunkt in Mar del Plata, etwa 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Buenos Aires, als der Kontakt abbrach. Dort konzentriert sich nun auch die Suche nach ihr.
«Geben Hoffnung nicht auf»
Das 65 Meter lange und sieben Meter breite Diesel-Elektro-Boot vom Typ TR-1700 wurde in der Werft Thyssen Nordseewerke in Emden gebaut und lief 1983 vom Stapel. 2007 und 2014 wurde die ARA San Juan generalüberholt. ARA steht für Armada de la República Argentina (Flotte der Republik Argentinien). Die argentinische Marine verfügt über insgesamt drei U-Boote aus deutscher Produktion.
«Wir sind alle in Angst, aber wir geben die Hoffnung nicht auf», sagte Marcela Moyano, deren Mann Hernán Rodríguez als Maschinist zur Besatzung der ARA San Juan gehört. «Ich will, dass mein Mann zurückkommt.» Sie schreibe ihm weiterhin Whatsapp-Nachrichten, wie sie es sonst auch getan habe.
Der aus Argentinien stammende Papst Franziskus sagte, er bete für die Sicherheit der Besatzung. Zu ihr gehört auch die erste U-Boot-Offizierin Argentiniens und ganz Südamerikas, die 35-jährige Eliana Krawczyk.
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