Australien erstmals von einer Frau regiert
Regierungschef Kevin Rudd muss nach einem politischen Aufstand in der regierenden Arbeitspartei überraschend den Hut nehmen. Nun übernimmt die 49-jährige Parteikollegin Julia Gillard das Ruder.

Die Labor-Partei bestimmte Rudds Stellvertreterin Julia Gillard am Donnerstag einstimmig zur neuen Parteichefin. Gillard übernimmt damit automatisch auch das Regierungsamt. Kurz danach wurde sie im neuen Amt vereidigt. Die 49-Jährige soll Labor nach nur drei Jahren im Amt bei den Wahlen in diesem Jahr vor einer drohenden Niederlage retten.
Die ledige Juristin kommt vom linken Flügel der Partei und war lange in der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Sie war in der Rudd-Regierung unter anderem für Bildung und Arbeit zuständig und hat sich erfolgreich für eine Bildungsreform und faire Löhne eingesetzt. Gillard wurde in Grossbritannien geboren. Die Familie wanderte nach Australien aus, bevor sie in die Schule kam.
Der 52-jährige Rudd verlor in den vergangenen Monaten massiv an Zustimmung in den Umfragen. Ihm wird unter anderem zur Last gelegt, dass er sein Wahlversprechen nicht einlöste, zum Klimaschutz einen Handel mit CO2-Zertifikaten einzuführen.
Tief gefallener Rudd
In den vergangenen Wochen stiess er zudem mit der geplanten Supersteuer auf Profite der Bergbau-Industrie auf heftigen Widerstand. Die Branche hat massiv dagegen protestiert, Investitionen im Milliardenumfang infrage gestellt und vor enormen Arbeitsplatzverlusten gewarnt.
Ex-Diplomat Rudd hatte mit seinem Wahlsieg 2007 die Ära John Howard beendet. Sein konservativer Vorgänger war elf Jahre im Amt gewesen. Nach einem überzeugenden Wahlsieg galt Rudd zunächst auf Jahre hinaus als unschlagbar.
Abgeordnete verweigern Premier die Gefolgschaft
Der Mann, der fliessend chinesisch spricht, war zu Beginn seiner Amtszeit höchst populär. In diesem Jahr wendete sich das Blatt. Rudd ist damit der am kürzesten regierende Regierungschef Australiens seit 1972. Seiner Regierung drohte die Abwahl nach nur einer Legislaturperiode, was in Australien seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr vorkam. Letztmals wurde vor 19 Jahren ein australischer Premier aus dem Amt gedrängt: Bob Hawke nahm 1991 den Hut und überliess Paul Keating das Feld.
Gillard hatte bis zuletzt loyal zu Rudd gestanden. Erst, als sich am Mittwoch das Ausmass der Unzufriedenheit mit Rudd abzeichnete, liess sie sich aufstellen. Immer mehr Abgeordnete verweigerten dem Premier die Gefolgschaft, am Donnerstag auch Finanzminister Wayne Swan. Rudd gab noch vor der Abstimmung auf, als sich abzeichnete, dass er keine Chance hatte. Er wollte am Donnerstag eigentlich zum G20- Gipfel nach Kanada aufbrechen. Unklar war zunächst, ob Gillard diese Reise nun antritt.
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