Der chinesische Traum
In Peking beginnt die Tagung des Nationalen Volkskongresses, der Xi Jinping zum Präsidenten wählen wird. Xi träumt von der Wiedergeburt der Nation. Die Menschen jedoch haben ganz andere Träume.

Der Generalsekretär hat einen Traum. Er träumt von einem starken China, von einem «harmonischen, sozialistischen modernen Land». Von einem Land «auf dem Weg zur grossen Wiedergeburt der chinesischen Nation». Er träume, sagte er nach seinem Amtsantritt im letzten November, «den chinesischen Traum». Hernach wird die Parteipresse schreiben, die von Herzen kommenden Worte Xi Jinpings hätten das Volk tief gerührt.Das Volk hat auch einen Traum. Oder nein, es hat viele Träume, 1,3 Milliarden wohl. Der 29-jährige Kosmetikvertreter im Süden Pekings zum Beispiel: «Mein Traum? Eine Frau, die mich nimmt, obwohl ich vom Dorf komme und keine Wohnung besitze.» Der 50-jährige Kioskbesitzer in der Oststadt: «Ich will auch ein starkes China. Eines, das den Japanern und den Amerikanern den Marsch bläst.»