Die Wahl zwischen Dr. Death und Dr. No
Die Australier entscheiden heute bei den Parlamentswahlen zwischen Kevin Rudd von der linken Labor-Partei und dem konservativen Tony Abbott. Beiden erteilte die Presse ungewöhnliche Spitznamen.
Kevin Rudd von der linken Labor-Partei gibt gerne den souveränen Social Media-Fan, der fleissig postet und twittert. Tony Abbott macht mehr auf alten Charme, Flirten mit Kandidatinnen inbegriffen. Abbott hat mit seiner konservativen Koalition nach Umfragen die Nase vorn.
Beide Politiker teilen gerne aus, besonders im Wahlkampf. Rudd sei «dünnhäutig», lästert Abbott, und verliert in einer Debatte dann kurzzeitig selbst die Contenance: «Hält der Kerl irgendwann auch mal die Klappe?» schnauzt er in Brisbane, als Rudd das Mikrofon monopolisiert. Abbott sei «arrogant», hält Rudd dagegen. «Er leidet wohl an Gedächtnisschwund», sagt er abfällig an anderer Stelle.
Rudd und Abbott sind alte Hasen im Politgeschäft. Abbott schaffte es in der letzten konservativen Amtsperiode (1996-2007) zum Arbeits- und Gesundheitsminister. Rudd war in den sechs Labor-Jahren danach zweimal Regierungschef: Nach drei Amtsjahren putschte ihn seine Stellvertreterin Julia Gillard aus dem Amt. Er revanchierte sich im Juni mit gleichen Waffen und kehrte auf den Chefsessel zurück.
Nervige Angewohnheiten
Die nervigsten Angewohnheiten der beiden spiesst die Zeitung «Sydney Morning Herald» auf: Rudd werfe ständig seinen blonden Pony mit einer affektierten Kopfbewegung nach hinten. «Kein Wind, geschlossene Räume sind die Lösung», schriebt die Zeitung. Abbott lache wie eine Hyäne. «Selbst seine Mitarbeiter hoffen immer, dass nichts Lustiges passiert», ätzt die Zeitung.
Rudd kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Der Vater war Bauer und hatte kaum mehr als einer Grundschulbildung. Die Mutter kämpfte um jeden Cent, als ihr Mann früh starb.
Unterschiedliche Herkunft
Abbott wuchs dagegen in einem der Nobelvororte Sydneys auf. Rudd kam mit seiner Frau Thérèse Rein zu Geld, die eine millionenschwere Arbeitsvermittlung aufbaute. Abbotts Frau arbeitete als Lehrerin und startete einen Kinderhort. Die Familie müsse sich mit der Hypothek für ihr Haus nach der Decke strecken, sagte er einmal.
Abbotts Spitzname ist «Dr No», weil er als Oppositionsführer vor allem aggressiv gegen alles war, statt eigene Konzepte vorzulegen. Er wird auch «Mad Monk» - verrückter Mönch - genannt, in Bezug auf seine einstigen Priesterambitionen.
Kevin Rudd bekam den Spitznamen «Dr Death», weil er als Regionalpolitiker in Queensland einmal die öffentlichen Ausgaben eindampfte. Heute gilt er wegen seiner rastlosen Einsätze bis spät in die Nacht als «Kevin 24/7» - einer der 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche am Ball ist.
Der untersetzte Rudd hat etwas Streberhaftes, etwa, wenn er zum Besten gibt, dass seine Faszination für das Chinesische im Alter von zehn Jahren mit einem Buch über antike Zivilisationen begann. Abbott, der drahtige Iron-Man-Athlet, gibt lieber den sportlichen Draufgänger. Sein Team streut, dass der Ausdauerschwimmer und freiwillige Feuerwehrmann schon zweimal Menschen das Leben gerettet hat.
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