Flutopfer verkaufen ihre Hilfsgüter
Bei den Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe in Pakistan kommt Geld oft besser an als andere Formen der Hilfe. Einige Hilfsorganisationen unterstützen dies. Das könnte aber auch wieder zu neuen Problemen führen.
In den überfluteten Gebieten im Nordwesten des Landes verkaufen Flüchtlinge die erhaltenen Hilfsgüter wie Öl, Mehl und Kekse an Händler, die damit Läden beliefern. Die Annahme vieler Hilfsorganisationen, dass es häufig effizienter, effektiver und sogar billiger sei, den Betroffenen der Naturkatastrophe statt etwa Lebensmittel einfach Geld zu geben, wird durch derartige Tauschgeschäfte gestützt.
Rund 17 Millionen Menschen sind bislang von der Flutkatastrophe in Pakistan betroffen. Einige grosse Wohlfahrtsorganisationen haben bereits damit angefangen, den Betroffenen Geld – häufig in Form von Schecks oder Gutscheinen – zu geben, andere wollen es noch tun.
Inflation und Korruption
Allerdings gibt es auch Mitglieder humanitärer Einrichtungen, wie etwa grössere Behörden der UNO, bei denen sich Sorgen breitmachen, die Geldvergabe könne Inflation und Korruption in Gang setzen. Viele pakistanische Behörden teilen offenbar diese Bedenken – statt Geld verteilen sie lieber Dinge wie Kleidung und Arzneimittel an die Hochwasseropfer.
«Wir bevorzugen Geld», sagte Mirbat Khan, der die Trümmer seines überfluteten Dorfs im Bezirk Nowshera begutachtete. Die Verteilung von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern sei nicht sehr gut. «Menschen, die es nicht verdienen, bekommen Dinge, die andere wirklich brauchen.»
Mit diesem Empfinden ist Khan nicht allein. Viele Betroffene, die allmählich in ihre Dörfer im Nordwesten des Landes zurückkehren, haben gesagt, dass ihnen Geld lieber sei als andere Hilfeleistungen. Der vergangene Monat sei ein Monat der Erniedrigung für sie gewesen, sagen viele. Schliesslich hätten sie versuchen müssen, sich aus Helikoptern oder Lastwagen abgeworfene Hilfsgüter vor anderen unter den Nagel zu reissen.
Skepsis gegenüber der Vergabe von Geld
Manche Experten sagen, die Abneigung einiger Hilfsgruppen gegenüber der Vergabe von Geld an Betroffene habe einen kulturellen Hintergrund. So seien damit Annahmen verbunden, westliche Länder wüssten am besten, was die Armen in Entwicklungsländern bräuchten.
«Wir können Menschen vertrauen», sagt Claudie Meyers von der Hilfsorganisation Oxfam, die bereits Schecks in Höhe von jeweils etwa 60 Dollar (knapp 47 Euro) an 7000 Familien im Nordwesten Pakistans verteilt hat. «Sie können bei ihren Bedürfnissen Prioritäten setzen. Wenn ich in dieser Situation wäre, würde ich Lebensmittel kaufen. Das tun (die Betroffenen) auch.»
Auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), das bis Ende September sechs Millionen Menschen in Pakistan mit Essen versorgen will, ist zu dem Schluss gekommen, dass die Vergabe von Geld durchaus sinnvoll ist. So hätten im nordwestlichen Bezirk Buner die Begünstigten 70 Prozent des erhaltenen Gelds für Lebensmittel ausgegeben. Die Geldvergabe sei etwa fünf Prozent billiger als Lebensmittel in Lastwagen zu transportieren, um sie anschliessend zu verteilen.
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