Nordkorea zeigt Bilder des Raketenstarts
Nach dem erfolgreichen Start einer «Unha-3» veröffentlicht Pyongyang Bilder. Viele Staaten gehen von einem verdeckten Test einer atomwaffenfähigen Interkontinentalrakete aus. Die EU droht mit Sanktionen.
Der umstrittene Start einer Weltraumrakete in Nordkorea ist nach Einschätzung der USA und Südkoreas erfolgreich verlaufen. Die Streitkräfte der beiden Länder gingen davon aus, dass das auf die Rakete geladene Objekt eine Erdumlaufbahn erreicht habe, teilte das südkoreanische Verteidigungsministerium mit.
Nordkoreanische Staatsmedien hatten etwa eineinhalb Stunden nach dem Start berichtet, die dreistufige Unha-3-Rakete habe einen wissenschaftlichen Beobachtungssatelliten auf eine Erdumlaufbahn gebracht. Es habe sich um ein «bahnbrechendes» Ereignis gehandelt, das Feiern im ganzen Land ausgelöst habe.
Die USA, Südkorea und andere Länder bezweifeln Nordkoreas Angaben, dass die Trägerrakete zu friedlichen Zwecken ins All geschossen geworden sei. Sie gehen vielmehr davon aus, dass unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts eine Interkontinentalrakete getestet werden sollte. Eine solche Rakete kann einen atomaren Sprengkopf tragen.
EU prüft Sanktionen
Die Europäische Union kündigte nach dem Raketenstart an, «mögliche Sanktionen» gegen Nordkorea zu prüfen. Der Start sei ein klarer Verstoss gegen internationales Recht, teilte EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton in einer Erklärung in Brüssel mit.
Auch die Nato hat den Raketentest verurteilt. Der Start einer Langstreckenrakete sei eine «direkte Verletzung» von UNO-Sicherheitsratsresolutionen, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. Es bestehe die Gefahr einer weiteren Destabilisierung der Lage auf der koreanischen Halbinsel.
Die Langstreckenrakete wurde von einer Abschussrampe an der nordkoreanischen Westküste gestartet. Erst im April war ein ähnlicher Versuch mit einer Langstreckenrakete fehlgeschlagen.
Überraschender Start
Der frühmorgendliche Raketentest kam überraschend, hatte Pyongyang doch erklärt, das Zeitfenster dafür wegen technischer Probleme um eine Woche bis zum 29. Dezember verlängern zu wollen. Gegen 10.00 Uhr Ortszeit registrierte jedoch ein südkoreanischer Zerstörer der Aegis-Klasse den Raketenstart, sagte der Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums, Kim Min Seok, auf einer Pressekonferenz.
Japan äusserte umgehend scharfe Kritik am Vorgehen Nordkoreas. Der Raketenstart sei unerlaubt, sagte Regierungssprecher Osamu Fujimura. Zudem seien bei dem Test im Westen der koreanischen Halbinsel sowie im Osten der Philippinen Trümmer niedergegangen.
Die japanische Regierung hatte im Vorfeld die Armee in Alarmbereitschaft versetzt für den Fall, dass die Rakete oder Trümmerteile japanisches Gebiet bedrohen. Eine Abfangrakete sei jedoch nicht abgefeuert worden.
Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief kurz nach dem Raketenstart im Nachbarland den nationalen Sicherheitsrat ein, wie ein Sprecher in Seoul mitteilte. Auch Japan hielt eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ab.
«Provokativer Akt»
Die USA verurteilten den Start der Rakete als «hoch provokativen Akt». Die Einsatz der Raketentechnologie durch das kommunistische Land bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoss gegen geltende UNO-Resolutionen.
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich besorgt über mögliche Konsequenzen für Frieden und Stabilität in der Region, wie sein Sprecher sagte. UNO-Resolutionen untersagen Nordkorea die Nutzung von Waffentechnologie in der Raumfahrt.
Heute will sich auf Antrag Japans und der USA deshalb der UNO-Sicherheitsrat mit dem Thema befassen. Die EU-Aussenminister hatten einen möglichen Start bereits am Montag als «provokativen Akt» bezeichnet.
Nordkorea betont friedlichen Charakter
Pyongyang betont immer wieder den friedlichen Charakter des Raketenprogramms. Japan, die USA und Südkorea werfen Nordkorea jedoch vor, nach Langstreckenraketen zu streben, die Atomsprengköpfe transportieren und die USA treffen können.
Der jüngste Raketenstart war der zweite Versuch eines solchen Tests seit der Amtsübernahme von Kim Jong-un, der nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il vor knapp einem Jahr Präsident wurde. Zuletzt war im April der Abschuss einer Rakete des selben Modells fehlgeschlagen. Das Geschoss brach kurz nach dem Start auseinander.
Ablehnung von China und Russland
Der erneute nordkoreanische Raketentest ist auch bei China und Russland auf Ablehnung gestossen. Die Aussenministerien beider Länder drückten mit Blick auf die Stabilität in der Region ihre Besorgnis aus.
China «bedauere den Start der Rakete, der «entgegen der erheblichen Besorgnis der internationalen Gemeinschaft» vorgenommen worden sei, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Hong Lei, vor Journalisten in Peking. Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel könnten nur durch Dialog erreicht werden.
Das russische Aussenministerium erklärte, der Raketenstart sei «zutiefst zu bedauern». Der Start trage nicht zur Stärkung der Stabilität bei und werde «negative Auswirkungen» auf die Situation in der Region haben. Es sei «inakzeptabel, dass der Raketentest trotz der UNO-Resolution 1874 vorgenommen wurde», die Nordkorea den Test von Langstreckenraketen untersagt.
Moskau forderte Pyongyang auf, von weiteren Schritten abzusehen, die Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats zuwider liefen. Auch «andere Seiten» wurden aufgefordert, von Aktionen abzusehen, die die Spannungen verschärfen könnten.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch