Sie hat den höchsten Berg der Welt erklommen
Saray Khumalo, die erste schwarzafrikanische Frau auf dem Mount Everest, wird gefeiert. Dabei gehen die Everest-Besteiger über Leichen.

Zurück in Johannesburg, wurde Saray Khumalo gestern wie eine Heldin gefeiert: die erste schwarzafrikanische Frau, die den höchsten Berg der Welt erklommen hat. Am 16. Mai hatte sie es zum Gipfel des Mount Everest geschafft, es war ihr vierter Versuch. Ganz Südafrika jubelte. Dass in diesem Jahr bisher zehn Menschen am Everest ums Leben kamen, dass zeitweise Hunderte Schlange stehen, um den Gipfel zu erreichen, wurde kaum erwähnt.
Die 47-jährige Khumalo ist Südafrikanerin, beschreibt sich selbst aber als «Schwester Afrikas»: Sie wurde in Sambia geboren und hat Vorfahren aus Ruanda. Sie hat nicht nur den höchsten Berg Afrikas, Mount Kilimanjaro, sondern auch Gipfel in Südamerika und Russland bestiegen. In den letzten Jahren hatte Südafrikas Sportministerium erwogen, ein ausschliesslich aus schwarzen Frauen bestehendes Team auf den Everest zu schicken. Die Entscheidung wurde immer wieder vertagt, wohl aus finanziellen Gründen.

Khumalo, eine Geschäftsfrau aus Johannesburg, hat für ihre Aktivitäten eigene Sponsoren gefunden: Sie setzt sich für die Bildung von Kindern ein und hat auch im Namen der Nelson-Mandela-Stiftung Geld gesammelt. «Sie zeigt uns, dass wir mit Mut und Durchhaltevermögen unsere höchsten Ziele erreichen können», twitterte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nach ihrer Everest-Besteigung.
Einen gemeinnützigen Zweck zu vertreten, gehört für viele Everest-Besteiger heute zum guten Ton. Für andere ist es auch ein kommerzielles Unternehmen, bei dem Sponsoren von der Aufmerksamkeit für die Bergsteiger profitieren. Das Unterfangen ist nach wie vor gefährlich, aber längst nicht mehr so anspruchsvoll wie in den Anfängen. Die schwierigsten Stellen werden mit Seilen vorbereitet, Sauerstoff und moderne Ausrüstung erleichtern den Aufstieg ebenfalls.
Leichen am Wegesrand, das Gerangel auf dem Gipfel, der Überlebenskampf der anderen auf dem Weg zurück ins Tal, der Müll am Berg – all das fällt nicht ins Gewicht.
Für Nepal ist der Mount Everest eine wichtige Einkommensquelle: Allein die Genehmigung, den Gipfel zu besteigen, kostet 10'000 Dollar. Hinzu kommen Tausende Dollar für Unterkunft, Verpflegung und ortskundige Führer. Das Gedränge am Gipfel stört die nepalesischen Behörden nicht. Ein indischer Bergsteiger, der vor kurzem vor Erschöpfung starb, hatte mehr als zwölf Stunden im Stau gestanden. Nepals Tourismusdirektor, Dandu Raj Ghimire, bestritt, dass das Gedränge für die Tode am Berg verantwortlich sei. Schlechtes Wetter sei ebenso bedrohlich.
Gefährlich ist der Berg auch für Nepalesen: 2014 tötete eine Lawine 16 Sherpas, die Seile an einem vereisten Wasserfall installierten, um anderen den Aufstieg zu erleichtern. Daraufhin wurde die Klettersaison abgesagt – auch Khumalo musste damals ihren ersten Everest-Versuch aufgeben. 2015 verhinderte ein Erdbeben den Aufstieg, 2017 stürzte Khumalo aufs Gesicht, ihre Schutzbrille zerbrach. Sie musste mit dem Helikopter ins Tal gebracht werden.
Nun hat sie es geschafft. Leichen am Wegesrand, das Gerangel auf dem Gipfel um die beste Selfie-Position, der Überlebenskampf der anderen auf dem Weg zurück ins Tal, der Müll am Berg – all das fällt nicht ins Gewicht. Khumalo war ganz oben.
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