Alles perlt von Grillo ab
Der Cinque-Stelle-Gründer setzt sich über die Statuten seiner Partei hinweg. Doch seinen Wählern ist das egal.

Italien erlebt eine politische Kuriosität, eine Sensation gar. Da gibt es eine junge Partei, die sich täglich unmöglich macht mit Intrigen und Skandalen, mit ideologischen Kapriolen und Dilettantismus. Doch ihre Gunst im Volk scheint nicht zu leiden. Glaubt man den Umfragen, würden 30 Prozent der Italiener Beppe Grillos Cinque Stelle wählen. Der Wert ist stabil. Das macht sie zu Europas erfolgreichster Protestbewegung. Und wenn nicht alles täuscht, dann schadet ihr auch der jüngste Vorfall in Genua nicht. Grillo setzte sich da selbstherrlich über die Statuten hinweg und warf die bereits in einer Urwahl bestimmte Kandidatin für das Bürgermeisteramt aus der Partei. Basisdemokratie geht anders.
Doch alle Kritik perlt ab. Die Cinque Stelle profitieren noch immer davon, dass sie neu sind, die Zukunft, der Gegenentwurf zum alten und diskreditierten Parteiestablishment. Was in den kritischen Zeitungen steht, ist ihren Wählern eher egal. Viele informieren sich in den Medien der Partei, vorab auf Grillos Blog. Vor allem aber gelingt es den Cinque Stelle mit ihrer schwer definierbaren Linie, linke wie rechte Wähler anzuziehen. Das ist Grillos Ziel. Er passt die Linie ständig dem Wind an. Unter den jungen und mitteljungen Italienern von 18 bis 44 Jahren und ohne feste politische Heimat ist seine Partei derzeit konkurrenzlos.
Und so wächst in Italien langsam die Überzeugung, dass die Cinque Stelle erst dann verblassen könnten, wenn man sie mal an der Macht erlebt hat. Nicht lokal wie in Rom und Turin. Sondern national.
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