Die Machthungrige mit der Kranzfrisur
Die Verurteilung von Julija Timoschenko ist das Ende eines langen Justizkriegs. In einem von Intrigen geprägten Umfeld gelang der aus armen Verhältnissen stammenden Ukrainerin eine Bilderbuchkarriere.
Julia Timoschenko ist bekannt als Trägerin einer extravaganten Kranzfrisur, als Gallionsfigur der Orangenen Revolution in der Ukraine, als Volkstribunin und nun auch als prominentester Häftling des Landes. Die Verurteilung der ehemaligen Ministerpräsidentin und derzeitigen Oppositionsführerin zu sieben Jahren Haft zieht den vorläufigen Schlussstrich unter eine jahrelange Auseinandersetzung mit der ukrainischen Justiz, der sie vorwirft, auf Geheiss ihres langjährigen Rivalen - des amtierenden Präsidenten Viktor Janukowitsch - zu handeln.
Seit Timoschenko und Viktor Juschtschenko sich 2004 nach der umstrittenen Wahl von Janukowitsch zum Präsidenten an die Spitze der «Orangenen Revolution» stellten und eine Neuwahl erzwangen, bei der Juschtschenko siegte, hat die studierte Ökonomin und Kybernetikerin eine turbulente politische Karriere geführt. Zweimal war sie Ministerpräsidentin, Anfang 2010 scheiterte sie bei ihrem grossen Ziel, Präsidentin des Landes zu werden, an Janukowitsch.
In armen Verhältnissen aufgewachsen
Kurz darauf entzog ihr das Parlament das Vertrauen und beendete so ihre zweite Amtszeit als Ministerpräsidentin. Ihre erste kurze Regierung war 2005 im Streit um die Wirtschaftspolitik zerbrochen. Damals kam es auch zum Bruch mit Juschtschenko, mit dem sie sich 2007 für eine gemeinsame Regierung aber wieder arrangierte.
Die 1960 in Dnjepropetrowsk - mitten im ukrainischen Industrierevier - geborene Timoschenko war in den vergangenen Jahren wegen Vorwürfen des Amtsmissbrauchs auch Dauergast in ukrainischen Gerichten. Bereits 2001 hatte sie eine Anklage wegen Schmuggel und Urkundenfälschung um ihr Amt als stellvertretende Ministerpräsidentin gebracht. Damals verbrachte sie insgesamt 42 Tage in Untersuchungshaft, ehe ein Gericht ihre Freilassung verfügte. Auch im Prozess in diesem Jahr verbrachte sie seit August zwei Monate in Haft - wegen Missachtung von Verfahrensregeln.
Karriere mit Erdgas und Politik
Die in einfachen Verhältnissen bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsene Timoschenko hatte zuvor eine eindrucksvolle Laufbahn absolviert, erst in der Wirtschaft und anschliessend in der Politik. Seit 1979 mit dem Parteibürokraten Oleksandr Timoschenko verheiratet, kümmerte sie sich nach ihrem Studium um das Management der Maschinenfabrik «Lenin» in Dnjepropetrowsk. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gründete sie die Firma «Ukrainski Benzin» und übernahm 1995 die Leitung des Erdgasunternehmens EESU. So brachte sie es in den 90er Jahren zu einem beträchtlichen Vermögen.
Damals begann Timoschenko auch, sich immer mehr für Politik zu interessieren. Sie trat der unternehmernahen Partei Gemeinschaft bei, die ein wirtschaftsliberales Programm verfolgte. 1997 wurde sie zum ersten Mal ins Parlament gewählt, wo sie sich im Haushaltsausschuss hervortat. 1999 gründete Timoschenko dann ihre eigene Partei mit dem Namen Vaterland, später fand diese Eingang in das Parteienbündnis Block Julija Timoschenko (BJuT).
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