Sie nannten ihn den «grossen Weber»
Was das Schicksal des entführten und ermordeten Christdemokraten Aldo Moro mit dem jetzigen politischen Patt in Italien zu tun hat.

Sie nannten ihn den «grossen Weber» der italienischen Politik. Il grande tessitore. Aldo Moro verwob im Kalten Krieg vermeintlich Unverwebbares – westorientierte Christdemokraten und ostgerichtete Kommunisten nämlich. Und er tat es geduldig und mild, mit dieser phlegmatischen Eleganz aus einer anderen Zeit. Nun, da die Italiener zum 40. Jahrestag der Entführung und späteren Ermordung Moros durch die Roten Brigaden mit vielen Büchern und Ausstellungen, mit Filmen und Theaterstücken dem früheren Ministerpräsidenten gedenken, ist bei vielen die Versuchung gross, Vergleiche anzustellen. Mit den Politikern von heute. Mit der Notwendigkeit, einmal mehr, in einer Übergangsphase ferne politische Welten zusammenzubringen, gemeinsame Punkte zu finden etwa zwischen den alten Parteieliten und den neuen Populisten, sie irgendwie ineinander zu verweben für das Wohl des Landes. Damit sie es nicht blockieren oder zerreissen.