Eine der tolerantesten Grossstädte Englands
Keine britische Stadt charakterisiert ein so entspannter Bürgerstolz wie Manchester. Dabei hat sie schon mehrere Bombenanschläge erlebt.

Mehrere Städte in England, darunter Birmingham und Liverpool, beanspruchen den Titel der «zweiten Metropole» nach London. In Manchester hätte man nichts dagegen, sogenannt zu werden, aber die Mancunians schauen lieber auf das, was sie selbst zu bieten haben, als sich mit anderen zu vergleichen.
Keine britische Stadt charakterisiert ein so entspannter Bürgerstolz wie Manchester, das ehemalige industrielle Zentrum des britischen Empire. Der Kontrast zur gedrückten Atmosphäre machte sich deshalb am Tag nach dem Selbstmordanschlag in der Manchester Arena besonders bemerkbar: Abgesperrte Strassen, nervöse Passanten, Gerüchte über Festnahmen.
Bilder: Anschlag auf Konzert von Ariana Grande
Der Polizeichef von Greater Manchester, Ian Hopkins, sagte es unmissverständlich: Der Anschlag am Montagabend sei «der schlimmste, mit dem diese Stadt jemals konfrontiert worden ist».
Bomben der IRA forderte 265 Verletzte
Dabei hat Manchester bereits in der jüngeren Vergangenheit Bombenanschläge erlebt: Im Dezember 1992 explodierten in der City innerhalb von zwei Stunden Sprengsätze der sogenannten Provisional Irish Republican Army (IRA), dabei wurden 65 Menschen verletzt. Vier Jahre später detonierte in der Corporation Street eine ebenfalls von der IRA gelegte Bombe, die grösste, die seit dem Zweiten Weltkrieg auf britischem Boden gezündet worden war, und verletzte mehr als 200 Menschen. Tote gab es allerdings in beiden Fällen nicht zu beklagen.
Manchester gilt als eine der offensten und tolerantesten Grossstädte Englands. Die Canal Street mit ihren zahlreichen Gay Bars ist eine der bekanntesten Partymeilen des Landes; im Juli wird das alle zwei Jahre stattfindende Manchester International Festival Künstler und Musiker aus aller Welt präsentieren.
«Die richtige Reaktion ist weiterhin offen gegenüber anderen Menschen zu sein.»
Gerade die Integrationsinitiativen der Stadt gelten als vorbildlich. Vergangene Woche erst gewann das interkonfessionelle Faith Network 4 Manchester den britischen Community Cohesion Award. Ziel der Gruppe ist die Zusammenführung verschiedener Religionsgruppen in der Stadt, sie veranstaltet Konferenzen, regelmässige Treffen und gemeinsame Gemeindeprojekte. Das Muslim-Jewish Forum of Greater Manchester lud 2016 zu einem gemeinsamen Essen ein, mit dem das Ende des Ramadan-Fastens gefeiert wurde.
Wie in vielen Städten Nordenglands sind auch in Greater Manchester vereinzelte Radikalisierungstendenzen verzeichnet worden. Vor zwei Jahren wurde der 21-jährige Waheed Ahmed, ein Student aus Rochdale, beim Versuch des Grenzübertritts aus der Türkei nach Syrien festgenommen. Er wurde später auf freien Fuss gesetzt.
Angesichts der ersten Spekulationen über den Selbstmordattentäter mahnte der ehemalige Vorsitzende der Stadtverwaltung von Manchester und derzeitige Labour-Parlamentskandidat Graham Stringer, gerade angesichts des Terrors jene Toleranz zu zeigen, für die Manchester berühmt sei: «Die richtige Reaktion», so Stringer, «ist weiterhin offen gegenüber Menschen zu sein, die ein anderes Leben führen als wir selbst.»
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