Hollandes letzte Hoffnung
Nach der Wahlniederlage muss François Hollande handeln. Die Frage ist: Kann er?
In der französischen Politik gibt es eine unausgesprochene, aber offenkundige Gesetzmässigkeit: Bei Lokalwahlen geisseln die Wähler jene besonders hart, die sie kurz davor mit Fanfaren national an die Macht gewählt haben. Ausser 1989 war das in den letzten Jahrzehnten immer so. Egal, wie lange die Mächtigen jeweils schon regierten: Sie sollten sich ihrer Sache mal nicht zu sicher sein. François Hollande erlebt dasselbe Schicksal zwei Jahre nach seiner Wahl zum Präsidenten. Und er leidet unter demselben Fluch, den bisher noch jeden Mieter des Elysée ereilt hat – er sah seine absehbare Niederlage bei den gestrigen Gemeindewahlen nicht kommen. Obschon der Verdruss im Volk förmlich fassbar war.
Hollande bleibt nur die Hoffnung auf das Pendel der Zyklen. Irgendwann muss die Wirtschaft ja wieder anziehen, Jobs schaffen, die grosse Depression im Land wegwischen. Irgendwann sollten seine couragierten Reformen greifen. Tun sie das aber nicht sehr bald, ist er «cuit», wie die Franzosen sagen: abgekocht für 2017, ohne Chancen auf eine Wiederwahl.