Putin entlässt seinen Verteidigungsminister
Kremlchef Wladimir Putin macht den Weg frei für die Untersuchung von Betrugsvorwürfen: Er setzt seinen langjährigen Vertrauten Anatoli Serdjukow als Verteidigungsminister ab.

Wegen Ermittlungen in einer Korruptionsaffäre hat Russlands Präsident Wladimir Putin Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow entlassen. Mit dem Schritt werde der Weg für eine Untersuchung von Betrugsvorwürfen gegen ein seinem Ministerium unterstelltes Unternehmen freigemacht, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow heute Dienstag. In der Affäre gehe es um die Veruntreuung von rund 100 Millionen Dollar (gut 78 Millionen Euro).
«Mit Rücksicht auf die Lage rund um das Verteidigungsministerium habe ich entschieden, Minister Serdjukow aus seinem Amt zu entlassen, um die Voraussetzungen für eine objektive Untersuchung aller Vorwürfe zu ermöglichen», sagte Putin später selbst in einer im Fernsehen übertragenen Stellungnahme.
Nachfolger Serdjukows werde der Gouverneur der Region Moskau und frühere Katastrophenschutzminister, Sergej Schoigu, sagte Peskow. «Mit Rücksicht auf die Lage rund um das Verteidigungsministerium habe ich entschieden, Minister Serdjukow aus seinem Amt zu entlassen, um die Voraussetzungen für eine objektive Untersuchung aller Vorwürfe zu ermöglichen», sagte Putin später selbst in einer im Fernsehen übertragenen Stellungnahme und gab Schoigus Ernennung bekannt.
Vom Vertrauten zum Entlassenen
Die Kabinettsumbildung kam vor allem deshalb überraschend, weil Serdjukow bislang als Vertrauter Putins galt, der für den Präsidenten eine umstrittene Militärreform durchgesetzt hatte. Serdjukow war im Jahr 2007 zum Verteidigungsminister ernannt worden. Damals war der frühere Möbelhändler und Chef der russischen Steuerbehörde der erste Zivilist in dem Amt seit dem Ende der Sowjetunion.
Spekulationen über die Zukunft Serdjukows gab es, seit Ermittler am 25. Oktober Büroräume der im Mittelpunkt der Betrugsvorwürfe stehenden Waffenfirma Rosoboronserwis durchsuchten, die vom Verteidigungsministerium kontrolliert wird. Die Lage verschärfte sich zudem, als die Ermittler einem Medienbericht zufolge bei der Durchsuchung des Hauses einer Verdächtigen am frühen Morgen dort ausgerechnet auf Serdjukow selbst stiessen.
«Putin handelt im Geiste Stalins»
Laut der kremlnahen Internetseite www.lifenews.ru handelte es sich bei der Frau um Jewgenia Wassiljewa, die frühere Chefin der Liegenschaftsabteilung des Verteidigungsministeriums. Offiziell bestätigten die Behörden lediglich, dass die luxuriöse Wohnung der 33-Jährigen durchsucht und wertvoller Schmuck beschlagnahmt worden sei. Unmittelbar nach den Vorfällen wurde Serdjukow zu Putin zitiert.
Pawel Felgenhauer, Militärspezialist der regierungskritischen Tageszeitung «Nowaja Gaseta», sagte der Nachrichtenagentur AFP, Putin handle angesichts seiner umstrittenen Regierungsführung inzwischen «im Geiste Stalins». Es gebe «keine unverzichtbaren Leute» in seinem Machtapparat, und Putin versuche, «die Angst in der Elite aufrechtzuerhalten».
Bei Serdjukows Nachfolger Schoigu handelt es sich um einen Vertrauten Putins, der etwa 20 Jahre lang das Katastrophenschutzministerium führte und Russlands Bevölkerung aus dieser Zeit gut bekannt ist. Auch er machte keine Karriere in der Armee, hat aber den Generalsrang inne. Erst kürzlich wurde er zum Gouverneur der Hauptstadtregion ernannt.
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