Rock-Star versus Premier – Runde 1
Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hat in bislang beispielloser Weise öffentliche Kritik hingenommen – zur grossen Verwunderung der Öffentlichkeit.

Der Wortwechsel mit dem Rock-Star Juri Schewtschuk, der sich bereits am Samstag ereignet hatte, schlug auch am Dienstag weiter hohe Wellen. Im Kern drehte sich die Auseinandersetzung um den Vorwurf Schewtschuks, in Russland würden Presse- und Meinungsfreiheit mit Füssen getreten. Russland werde von einer privilegierten Kaste von «Fürsten und Prinzen» beherrscht, die mit «Sirenen auf den Wagen» herumführen, sagte Schewtschuk bei dem Wortwechsel in St. Petersburg. Die Pressefreiheit beschränke sich auf «anderthalb Zeitungen», Demonstrationen würden von den Sicherheitskräften «repressiv» verhindert.
Die Verwunderung über den heftigen Schlagabtausch wird dadurch gesteigert, dass Schewtschuks Kritik nicht nur öffentlich geäussert, sondern samt Putins Entgegnungen von der Regierung ins Internet gestellt wurde. Die viel gelesene Tageszeitung «Moskowski Komsomolez» kam zu dem Schluss, Putin habe in der ganzen Zeit seiner Tätigkeit als Präsident und als Ministerpräsident noch keine «so brisante und offene Diskussion» geführt.
Schewtschuk ist Lead-Sänger der Band DDT und steht schon seit den Achtzigerjahren im Rampenlicht. Bei dem Streitgespräch am Samstag prangerte er an, im Staatsfernsehen würden lediglich «Märsche und Hymnen» abgespielt. Derweil würden Minenarbeiter «zur Schlachtbank» geführt. Putin erwiderte, ohne eine «normale demokratische Entwicklung» werde das Land «keine Zukunft haben». Menschen könnten sich lediglich in einer «freien Gesellschaft entfalten». Ungeachtet der Äusserungen Putins löste die Polizei am Montagabend unter Gewalteinsatz eine Demonstration von Oppositionellen in Moskau auf. Zeitgleich wurde in St. Petersburg ein Protestzug von Liberalen zugelassen.
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