Streubombe der ukrainischen Armee soll Schweizer getötet haben
Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe gegen die ukrainische Armee. Dicht besiedelte Gebiete sollen mit Streubomben attackiert worden sein. Auch als der Mitarbeiter des Roten Kreuzes starb.

In den Tagen nach dem Tod des Schweizer IKRK-Mitarbeiters haben sich Rebellen und Regierungstruppen in der Ukraine wiederholt die Schuld am Vorfall zugeschoben. Der 38-Jährige hatte am 2. Oktober vor dem Gebäude mit dem Büro der Organisation gestanden, als Geschosse einschlugen. Gemäss einem Bericht der Organisation Human Rights Watch (HRW) sei jetzt klar, wer damals auf das Zentrum von Donezk geschossen hatte.
Es gebe «überwältigend klare Hinweise», dass Anfang Oktober Raketen mit Streumunition aus einem von ukrainischen Truppen kontrollierten Dorf im Südwesten von Donezk abgefeuert wurden, schreibt HRW. Die Organisation hat unter anderem Dorfbewohner befragt, die den Abschuss bestätigten. Ausserdem habe die Untersuchung der HRW-Spezialisten ergeben, dass die Raketen tatsächlich aus dem Südwesten kamen. Demnach wurden Anfang Oktober mindestens fünf Raketen abgeschossen. Alle Raketen hätten in einem Radius von einem Kilometer um ein öffentliches Gebäude eingeschlagen, das von den Rebellen benutzt worden sei. HRW geht davon aus, dass dieses Gebäude das Ziel war.
Dorfbewohner bestätigen den Einsatz von Streubomben. (Quelle: HRW)
Am 2. Oktober kurz nach 17 Uhr wurden drei Gebiete im Zentrum von Donezk von Geschossen getroffen, die vermutlich aus verschiedenen Raketen stammten. HRW hat das Gebiet untersucht und Spuren von Einschlägen entdeckt. Vor dem Büro des IKRK dokumentierte HRW zwei Krater, die etwa drei Meter auseinander lagen. Die Leiche des Schweizer Mitarbeiters sei zwischen diesen Kratern gefunden worden. Zudem hat HRW etwa 20 Meter vom Büro entfernt Fragmente von Streumunition gefunden.
114 Staaten verbieten Einsatz von Streubomben
Gemäss HRW setzten sowohl Regierungstruppen als auch die Rebellen Streubomben ein. Diese Raketen transportieren Dutzende oder Hunderte kleiner Geschosse. Sie öffnen sich noch vor dem Einschlag und verteilen ihre Ladung dadurch auf einem grossen Gebiet. 114 Staaten, darunter die Schweiz, verzichten auf den Einsatz von Streubomben. Die Ukraine hat das entsprechende Abkommen nicht unterzeichnet. Der Einsatz dieser Waffe in besiedeltem Gebiet kann laut HRW als Kriegsverbrechen eingestuft werden.

Bestandteile von Streubomben liegen in Donezk. (Bild: HRW/8. Oktober 2014)
Die Organisation hat in der Ostukraine insgesamt zwölf Einsätze von Streubomben dokumentiert. Sechs Menschen seien dabei getötet, Dutzende verletzt worden. HRW schätzt, dass das wahre Ausmass des Streubombeneinsatzes noch grösser ist. Die ukrainische Regierung habe den Einsatz weder bestätigt noch dementiert. Ein Brief sei nicht beantwortet worden, schreibt HRW. Gegenüber der «New York Times» bestreitet ein Sprecher der ukrainischen Armee, dass im Konflikt Streubomben eingesetzt worden sind. Gegenüber der Zeitung bestätigten aber Ärzte, dass sie Opfer von Streubomben behandelt hätten.

Diese Streubombe des Typs Uragan ist nicht explodiert: Die Überreste liegen in einem Feld ausserhalb von Donezk. (Bild: HRW/14. Oktober 2014)
IKRK hat Kenntnis vom Bericht
Das IKRK hat Kenntnis vom Bericht von HRW, wie Alina Murzaeva, Sprecherin der Delegation in der Ukraine, gegenüber Redaktion Tamedia sagt. Die Organisation will den Bericht allerdings nicht kommentieren. Man sei selber noch daran, Informationen über den Vorfall zu sammeln. Murzaeva bestätigt aber, dass zwei Geschosse vor dem Büro in Donezk eingeschlagen sind. Auch den Beschuss von bewohnten Gebieten mit Raketen bestätigt sie.
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