Viele Tote bei Kämpfen in Berg-Karabach
Der neu aufgeflammte Konflikt zwischen Armenien und Aserbeidschan im Südkaukasus eskaliert. Russland, die USA und die Uno fordern die sofortige Einstellung der Kämpfe.

Aserbeidschan und Armenien haben sich gegenseitig die Schuld an einer heftigen Gewalteskalation in der von beiden Seiten beanspruchten Region Berg-Karabach gegeben. Bei schweren Gefechten in der Nacht auf Samstag und am Samstag habe es mehrere Tote gegeben, teilten beide Seiten mit.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium berichtete von zwölf Getöteten in den eigenen Reihen. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan sagte seinem nationalen Sicherheitsrat, 18 armenische Soldaten seien getötet und 35 verletzt worden. Zudem gab es Berichte über den Tod eines Zwölfjährigen. Beide Seiten schätzten die Verluste des Gegners weitaus höher ein.
Langjähriger Streit zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken Das überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum muslimisch geprägten Aserbeidschan, hat sich aber Anfang der 1990er Jahre in einem Krieg mit fast 30'000 Toten von Baku losgesagt. Eine seit 1994 geltende Waffenruhe ist extrem brüchig. Die Führung in Baku hat mehrfach gedroht, das abtrünnige Gebiet zurückzuerobern.
Aserbaidschanische Truppen hätten eine Offensive mit Panzern und Artillerie gestartet, sagte ein Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Eriwan der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die armenischen Streitkräfte hätten dabei einen aserbaidschanischen Kampfhelikopter vom Typ Mi-24 abgeschossen, hiess es. Auch zwei Panzer und zwei Drohnen seien zerstört worden.
Aserbeidschan wies die Vorwürfe zurück. Die Streitkräfte hätten auf massive Angriffe von armenischer Seite reagiert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Auch Wohngebiete seien beschossen worden. Baku dementierte den Verlust eines Militärhelikopters.
Kämpfe dauern an
Nach Darstellung beider Seiten dauerten die Kämpfe am Samstagnachmittag an. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan traf sich am Abend mit seinem nationalen Sicherheitsrat.
Die genaue Opferzahl war zunächst nicht bekannt. Die Behörden in Berg-Karabach berichteten von zwei getöteten Kindern. Erstmals seit Beginn des Waffenstillstands habe Aserbeidschan eine derart umfassende Offensive gestartet, an der auch die Luftwaffe beteiligt war, hiess es aus der Gebietshauptstadt Stepanakert.
Mahnende Wort aus Moskau und Washington
Der russische Präsident Wladimir Putin mahnte Armenien und Aserbeidschan zur Zurückhaltung. Russland sieht sich als Schutzmacht Armeniens und hat Tausende Soldaten in dem Land mit rund drei Millionen Einwohnern stationiert.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie Aussenminister Sergej Lawrow führten mit ihren Amtskollegen in den Hauptstätten Eriwan und Baku Krisentelefonate. Schoigu forderte beide auf, die Lage rasch zu stabilisieren.
Auch die USA haben die Gewalt «auf das Schärfste» verurteilt. Beide Seiten müssten sich zurückzuhalten, eine weitere Eskalation vermeiden und sich strikt an die Waffenruhe halten, mahnte US-Aussenminister John Kerry am Samstagabend.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief in einer Erklärung alle Beteiligten auf, «den Kämpfen ein sofortiges Ende zu setzen, die Waffenstillstandsvereinbarung vollständig zu respektieren und sofortige Schritte zur Deeskalation der Situation zu unternehmen».
Armenien rief die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf. Die Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vermittelt im Konflikt. Zu ihr gehören unter anderem Russland, die USA, Deutschland, Frankreich und die Türkei.
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