Zwischen Multikulti und Stammtisch
Der Fall Sarrazin ist symptomatisch. Die SPD hat ihren politischen Kompass verloren.

Ein Gespenst verfolgt die SPD, das Gespenst des Thilo Sarrazin. Seit bekannt wurde, dass der umstrittene Autor sein Parteibuch behalten darf, sind die Genossen in Aufruhr. Hunderte haben gestern eine Onlinepetition unterzeichnet, in der sie die Haltung ihrer Partei kritisieren. «Elitärer Dünkel, Ausgrenzung, menschenverachtendes Gerede oder gar rassistischer Habitus haben in unserer Mitte keinen Platz», schreiben sie. Ein bekannter jüdischer Sozialdemokrat hat die Partei bereits verlassen. «Ich kann es in einer Partei mit einem Sarrazin aushalten», so Sergej Lagodinski in einem Brief an SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. «Aber ich kann es nicht in einer Partei aushalten, die sich aus Angst vor dem Stammtisch einem Sarrazin nicht stellt.»