Heisser Sommer an der Ulster-Front
Eigentlich gilt Nordirland seit zwei Jahrzehnten als befriedet. Doch in der diesjährigen Marschsaison mehren sich die Anzeichen für einen neuen Ausbruch der Gewalt.

Vermummte Gestalten knien feierlich vor dem Sarg einer «Aktivistin». Dann feuern sie, stramm Haltung annehmend, Gewehrsalven in den Himmel. Hassparolen tauchen in Schulhöfen auf, in Form übler Graffiti. Polizeibeamte geraten in eine Bombenfalle, in die sie ein anonymer Anrufer lockt. Auf einem Scheiterhaufen wird von einer johlenden Menge eine Strohpuppe mit den Zügen einer örtlichen Politikerin – einer Mutter dreier Kinder – in Brand gesteckt. Busse mit heimkehrenden Musikanten werden mit Steinen traktiert. Aus einem mit Brandbomben beworfenen Haus muss ein Baby gerettet werden. Willkommen in Nordirland – wo offiziell Friede herrscht seit fast zwanzig Jahren.