«Ich bin keine herzlose, rassistische Kamerafrau, die Kinder tritt»
Die ungarische Kamerafrau, die nach Flüchtlingen trat, sorgte für Empörung. Während Rechtsextreme die Journalistin feiern, entschuldigt sich die Reporterin in einem Brief.
«Es tut mir wirklich leid», schreibt die Reporterin in einem Brief an die rechtskonservative Zeitung «Magyar Nemzet», wie «Der Spiegel» berichtet. Hunderte von Flüchtlingen seien auf sie losgestürmt und sie habe es mit der Angst zu tun bekommen. Dann sei ihr eine Sicherung durchgebrannt. Sie habe sich verteidigt, da sie gedacht habe, sie werde angegriffen. «Es ist schwer, richtige Entscheidungen zu treffen, wenn Menschen in Panik sind», schreibt sie weiter. Sie sei aber bereit, die volle Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Trotzdem sei ihr wichtig, klarzustellen, dass sie keine herzlose, rassistische Kamerafrau sei, die Kinder trete. «Ich verdiene weder die politische Hexenjagd noch die Beleidigungen oder Todesdrohungen gegen mich», schreibt die Kamerafrau weiter. Sie sei bloss eine nun arbeitslose Journalistin und Mutter, die eine schlechte Entscheidung getroffen habe.
Die Aktion der Journalistin liess die ganze Welt nach Ungarn schauen: Flüchtlinge versuchten sich mit Kind und Gepäck über die Grenze zu retten, stürmten auf die Grenze zu und wurden aufgehalten – nicht von Grenzpolizisten, sondern von der ungarischen Kamerafrau. Die Reporterin stellte einem Vater mit seinem Sohn auf dem Arm ein Bein, er fiel hin, rappelte sich auf und rannte weiter. Auf anderen Aufnahmen war zu sehen, wie die Frau auch einem Flüchtlingskind einen Tritt gibt. Die Kamerafrau arbeitete für den Internet-Fernsehsender N1TV, der der rechtsextremen Partei Jobbik nahe steht. Von ihrem Sender wurde sie wegen ihres Verhaltens entlassen.
Die Rechtsextremen feiern die Kamerafrau
Die Videoaufnahmen sorgten weltweit für Empörung – bei fast allen. In einigen Gruppen hat die Kamerafrau jedoch Fans gefunden. Während die Staatsanwaltschaft in Szeged ein Verfahren gegen die tretende Kamerafrau eingeleitet hat, wird die Reporterin von Rechtspopulisten als neues Idol gefeiert. «Diese Frau hat mehr für ganz Europa getan als die EU», lautet ein Eintrag auf einem fremdenfeindlichen Internetportal, wie der «Blick» berichtet.
Man müsse sie auszeichnen, sie sei eine Heldin, schreiben andere User. Ein Besucher teilte mit, er wolle weder mit der Partei Jobbik noch mit dem Fernsehsender N1TV weiter zu tun haben, da ihm sowohl Partei als auch Fernsehsender zu weit nach links gerutscht seien, nachdem der Reporterin nach dem Vorfall gekündigt worden war.
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