Ägypten verlängert den Ausnahmezustand
Seit der Räumung der Protestcamps in Kairo hat die ägyptische Polizei umfassende Sonderrechte. Diese sollen nun für zwei weitere Monate gelten.

Der Mitte August verhängte Ausnahmezustand in Ägypten bleibt für weitere zwei Monate in Kraft. Grund für die Verlängerung sei die anhaltend kritische Sicherheitslage, teilte Übergangsstaatschef Adli Mansur in Kairo mit. Damit behalten die Sicherheitskräfte weitreichende Befugnisse bei Festnahmen. Diese wären sonst in den kommenden Tagen ausgelaufen.
Verhängt worden war die Massnahme nach der Räumung zweier Protestlager von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi. Damals waren binnen weniger Tage rund 1000 Menschen bei Krawallen in ganz Ägypten ums Leben gekommen. Gleichzeitig hatte es auch eine nächtliche Ausgangssperre in mehreren Provinzen des Landes gegeben.
Mansurs Präsidentenerlass zur Verlängerung des Ausnahmezustandes war von Beobachtern erwartet worden. Die anfänglich massiven Proteste der Muslimbruderschaft haben zwar in den vergangen Wochen abgenommen, immer noch finden aber fast täglich vereinzelte Demonstrationen statt. Nach Angaben der Regierung droht dem Land eine gewaltsame Kampagne der Islamisten zur Destabilisierung des Landes. Mindestens 2000 Muslimbrüder und andere Islamisten wurden bisher festgenommen und sollen vor Gericht gestellt werden.
Abstimmung nötig
Gleichzeitig kommt es immer wieder zu Angriffen von Extremisten auf Polizeireviere, Regierungsgebäude und Kirchen im Süden Ägyptens, auf der Halbinsel Sinai und in der Umgebung von Kairo. In einem Interview der Zeitung «Al-Masri al Jum» am Mittwoch hatte Interimsregierungschef Hasem al-Beblawi angesichts der «zunehmend gespannten Lage» eine Verlängerung des Ausnahmezustandes empfohlen.
Gemäss der Übergangsverfassung darf der Ausnahmezustand nur drei Monate lang gelten. Anschliessend muss in einem landesweiten Referendum darüber abgestimmt werden. Während eines Grossteils der 30-jährigen Herrschaft von Mursis Vorgänger Hosni Mubarak galt ebenfalls ein Ausnahmezustand, der erst nach dem Sturz des Machthabers 2011 aufgehoben wurde. Er war angesichts eines Aufstands militanter Islamisten in den 1980er und 1990er Jahren in Kraft getreten und von Mubarak auch später noch mit dem Kampf gegen den Terrorismus begründet worden.
Ob auch die nächtliche Ausgangssperre verlängert wird, will die Regierung unabhängig vom Ausnahmezustand entscheiden. Al-Beblawi stellte aber zumindest eine weitere Lockerung in Aussicht, nachdem das Ausgehverbot bereits in elf Provinzen von elf auf sieben Stunden verkürzt worden war. An Freitagen, an denen es immer wieder zu grösseren Protesten der Islamisten nach den Gebeten kommt, gilt weiter eine elfstündige Ausgangssperre.
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