Der zähe Zuma
Der südafrikanische Präsident und seine Regierung sind eine Schande für die Regenbogennation. Sie haben die Hoffnungen Millionen Schwarzer enttäuscht.

Es ist natürlich gar nicht schwer, das Bild einer Bananenrepublik zu zeichnen von diesem Land, auch wenn die Bananen in Südafrika gerade ziemlich knapp sind. Es ist Präsident Jacob Zuma, der die passenden Bilder liefert, der wie die Karikatur eines Diktators wirkt, auf eine so plumpe Art und Weise korrupt, wie man es selbst in Afrika schon lange nicht mehr erlebt hat. Er lässt sich Paläste bauen, hält seinen Söhnen Staatsaufträge zu und verkauft Ministerposten an eine befreundete Unternehmerclique. Seine Politik folgt einem ziemlich einfachen Muster: Früher, zu Zeiten der Apartheid, sassen die Weissen an den Fleischtöpfen, jetzt sind wir dran. Jetzt bin vor allem ich dran.
Jacob Zuma und seine Regierung sind eine Schande für Südafrika. Sie haben die Hoffnungen Millionen Schwarzer enttäuscht, denen sie wirtschaftlichen Aufstieg versprachen. Letztlich ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr, die Kriminalität steigt, die Hoffnung verfliegt. Es ist derzeit wenig übrig von der Aufbruchsstimmung nach dem Ende der Apartheid, von der Vision einer Regenbogennation, in der Menschen aller Hautfarben zusammen leben. Aus der Rassengesellschaft ist eine Klassengesellschaft geworden. Wohl nirgendwo auf der Welt sind die Unterschiede so gross zwischen Arm und Reich.
Tage im ANC gezählt
Aber Südafrika ist eben auch viel mehr als Zuma und Konsorten. Es gibt eine Art richtiges Leben im falschen. Zuma wird sich dieses Land nicht einverleiben können. Er wird verlieren, auch wenn es ein langer Kampf wird. Es zeigt sich aber in diesen Wochen und Monaten, wie stark die Institutionen sind in Südafrika, wie ausdauernd die Kräfte der Opposition und der Zivilgesellschaft.
Die Verfassung verbietet Zuma das ewige Regieren, beschränkt seine Amtszeit auf zwei Perioden und wird auch von niemandem infrage gestellt. Die freie Presse deckt jeden Tag einen neuen Skandal der Präsidentenclique auf, die Justiz ermittelt, und die Opposition versucht, den Präsidenten aus dem Amt zu wählen.
Es war letztlich gar nicht so entscheidend, ob Zuma das Misstrauensvotum im Parlament überstanden hat oder nicht. Seine Tage im Afrikanischen Nationalkongress (ANC) sind gezählt. Wenn Ende des Jahres ein neuer Spitzenkandidat für die Wahl 2019 feststeht, wird dieser sehr schnell zu der Überzeugung kommen, dass die Wahl nur ohne Zuma und seine ständigen Skandale zu gewinnen ist. Man wird ihn schnell loswerden wollen. Die nächste Wahl wird auch die letzte Chance für den ANC sein, um zu beweisen, dass auch er in der Demokratie angekommen ist und dass sich das Land nicht von den Befreiern befreien muss – wie in so vielen ehemaligen Kolonien und Diktaturen.
Wie andere Befreiungsbewegungen war auch der ANC kein demokratischer Debattierclub. Konnte es auch gar nicht sein. Er wurde verboten, verfolgt und in eine Rolle gezwängt. Der ANC, das war lange eine ins Exil gedrängte militärische Organisation mit autoritären Strukturen, die bis jetzt nachwirken. Teile der Partei befinden sich bis heute im Kampf.
Hautfarbe nicht mehr zentral
Aber das Schicksal Südafrikas hängt eben auch nicht nur vom ANC ab. Es hat sich eine Opposition gebildet, die sich an politischen Moralvorstellungen orientiert – nicht an Hautfarbe und sozialer Stellung. Sie wird an die Spitze kommunaler Verwaltungen von Grossstädten wie Johannesburg gewählt und zeigt dort, dass besseres Regieren möglich ist. Es sind neue schwarze Führer, die für jene wählbar sind, die sich vom ANC abwenden, ohne «die eigenen Leute» verraten zu müssen.
Jeder Tag mit Zuma an der Spitze des Staates ist ein verlorener Tag für Südafrika. Mit jedem Tag wächst aber auch die Zahl derer, die sich nach Veränderung sehnen und sich dafür engagieren. Vielleicht entsteht daraus ein besseres Land. Es wäre Jacob Zumas einziges Verdienst.
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