Die ignorierte Realität
Die Umbrüche in der arabischen Welt haben das Gefüge zwischen Israel und den Palästinensern verändert. Premier Netanyahu hat keine Antworten auf die neuen Herausforderungen. Jetzt reist er nach Washington.

Seit Wochen schürt der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu Erwartungen, wonach er mit einer Grundsatzrede vor dem Kongress in Washington die internationale Öffentlichkeit «überraschen» werde. Gemeint ist ein neuer Plan für eine Friedensregelung. Er tut es nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil sich die Welt ringsum verändert und die Unterstützung, die Israel bisher hatte, am Schwinden ist. Selbst von der deutschen Kanzlerin musste er sich inzwischen ungewohnt harte Worte anhören. Gazakrieg, Entern von Hilfsschiffen, immer neue Bauvorhaben in der Westbank und in Ostjerusalem, Hinhaltetaktik auf dem internationalen Parkett – das alles hat Israel in die Isolation getrieben. Das konnte auch der Regierungschef nicht länger ignorieren.