Huthis erobern Präsidentenpalast in Aden – Zivilisten auf der Flucht
Trotz der saudiarabischen Luftangriffe nehmen die Huthi-Rebellen im Jemen den Präsidentenpalast in Aden ein. Der jemenitische UN-Botschafter fordert von der Weltgemeinschaft nun Bodentruppen.

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben in der jemenitischen Hafenstadt Aden weitere Bezirke unter ihre Kontrolle gebracht und den Präsidentpalast eingenommen. Nach schweren Kämpfen mit Soldaten, die loyal zu der Exilregierung stehen, eroberten die Rebellen am Mittwoch den Bezirk Tawahi sowie den Palast, wie Militärbehörden mitteilten. Sie töteten dabei den für Tawahi zuständigen Kommandeur Ali Nasser al-Hassani. Der jemenitische UN-Botschafter forderte die Vereinten Nationen auf, so bald wie möglich Bodenkräfte ins Land zu schicken.
Der jemenitische Aussenminister Riad Jassin forderte die UN auf, Zivilisten mit einer Intervention zu retten. Die von Saudiarabien angeführte Koalition flog am Mittwoch weiter Angriffe auf die Rebellen. Ziele waren Stellungen in Aden, aber auch in Marib, Saada und Dhamar. Dutzende Rebellen sollen dabei getötet worden sein.
Zivilisten flüchten in Nachbarländer
Bewaffnete Huthis schossen angeblich auf Einwohner, die Tawahi per Boot verlassen wollten, wie der stellvertretende Sprecher von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Farhan Haq, sagte. Als eine Artilleriegranate nahe einem der Schiffe landete, wurden mindestens 48 Zivilisten getötet, wie Sicherheitskräfte berichteten. Einige von ihnen seien nach dem Kentern des Bootes ertrunken.
US-Aussenminister John Kerry sagte bei einem Besuch in Dschibuti, die USA seien tief besorgt wegen der sich verschlechternden Situation für die Zivilisten. Er hoffe, eine Pause in dem Konflikt bewirken zu können. Der Mangel an Nahrung, Benzin und Medizin habe zu einer Krise geführt. Zahlreiche Menschen seien in die benachbarten Länder geflüchtet.
Erwartet über 30'000 Flüchtlinge: Das Flüchtlingscamp in Dschibuti. Video: Youtube / UNHCR (4. Mai 2015)
Die monatelangen Kämpfe zwischen den schiitischen Huthis und den dem amtierenden Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi loyal gegenüberstehenden Einheiten haben mindestens 300'000 Menschen in die Flucht getrieben. Seit dem 26. März fliegt eine Koalition unter Führung von Saudiarabien Luftangriffe auf die Aufständischen, seitdem wurden mindestens 646 Zivilisten getötet. Die Huthis werden vom schiitischen Iran unterstützt. Die Gefechte gelten deshalb als Stellvertreterkrieg zwischenSaudiarabien und dem Iran.
UN-Botschafter fordert Bodentruppen
Der jemenitische UN-Botschafter Chaled Aljemani bat die Weltgemeinschaft, schnellstmöglich mit Bodentruppen gegen die aufständischen Huthi-Rebellen vorzugehen. Dies schrieb Aljemani am Mittwoch in einem Brief an den Präsidenten des UN-Sicherheitsrates.
«Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, schnell mit Bodentruppen einzugreifen, um den Jemen zu retten, besonders Aden und Tais.»
Der Botschafter forderte im Brief zudem Menschenrechtsorganisationen auf, die von den Huthis ausgeübten «barbarischen Verstösse gegen eine wehrlose Bevölkerung» zu dokumentieren. Die Rebellen würden «auf alles zielen, was sich bewegt» und Ärzte davon abhalten, Verletzte zu erreichen, schrieb Aljemani.
Internationale Gemeinschaft für Waffenruhe
Das Schreiben des Botschafters kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die internationale Gemeinschaft stattdessen eine sofortige Waffenruhe in dem armen Land fordert. Zumindest eine humanitäre Pause solle durchgesetzt werden, um Zivilisten in den Kampfgebieten mit Hilfsgütern versorgen zu können, heisst es bei den Vereinten Nationen.
Die Sprecherin des derzeitigen Ratspräsidenten, der litauischen Botschafterin Raimonda Murmokaite, bestätigte den Eingang des Briefes. Eine Diskussion über das Schreiben sei für heute aber nicht angesetzt.
Der neue UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed, brach am Mittwoch in die Region auf. Am Donnerstag waren Gespräche mit Hadi in der saudiarabischen Hauptstadt Riad geplant, die einen neuen Versuch der Friedensgespräche darstellen. Auch Kerry kam am Mittwoch in Riad an.
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