Kerry taucht überraschend in Bagdad auf
«Wir sind mit den Rädern auf Boden in Bagdad», twittert ein CNN-Journalist. Er flog mit US-Aussenminister John Kerry in die irakische Hauptstadt.
Angesichts der Gefahr eines Bürgerkriegs im Irak ist US-Aussenminister John Kerry unangekündigt nach Bagdad gereist, um der schiitischen Regierung ins Gewissen zu reden. Kerry werde Ministerpräsident Nouri al-Maliki zu einer Einheitsregierung mit Sunniten und Kurden drängen, hiess es aus US-Regierungskreisen.
Im Flugzeug mit dem Aussenminister: CNN-Journalist Jim Sciutto (Chief National Security Correspondent) begleitet John Kerry nach Bagdad. (Quelle: Twitter/jimsciutto)
Nur wenig später sitzt er im Helikopter und schaut auf die frühere US-Basis in Bagdad herunter.
Am Wochenende hatte die sunnitische Miliz Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) weitere Geländegewinne verbucht. Die Isis-Kämpfer nahmen in der westirakischen Provinz Anbar vier Städte und zwei strategisch wichtige Grenzübergänge ein.
In Washington war in den vergangenen Tagen ein Rücktritt al-Malikis debattiert worden, um den blutigen Konflikt zwischen der Mehrheit der Schiiten und den Minderheiten der Sunniten und der Kurden im Irak unter Kontrolle zu bekommen. Dies werde Kerry aber in seinem Gespräch mit al-Maliki nicht fordern, hiess es. Stattdessen wolle er auf die Einheitsregierung dringen. Diese solle auf die Forderungen von Sunniten und Kurden nach Arbeit, Einfluss und einer fairen Justiz eingehen.
Auf Vermittlungsmission
Die derzeitige Regierung unter al-Maliki ist nach der Parlamentswahl im April nur kommissarisch im Amt. Der Ministerpräsident hatte aber bei der Wahl die meiste Unterstützung bekommen und fühlt sich zu einer neuen Regierungsbildung berufen. Noch hat er keine Minister ausgewählt.
Kerry befindet sich gestern auf Vermittlungsmission im Nahen Osten. In Kairo hatte er über Isis gesagt: «Kein Land ist sicher vor dieser Art Verbreitung von Terror. Und keiner von uns kann es sich leisten, dieser Einheit ein Rückzugsgebiet zu gewähren, das zum Stützpunkt für Terror gegen allen und jeden würde, nicht nur in der Region, sondern auch ausserhalb.»
Nach Einschätzung der US-Regierung ist der Marsch von Isis auf die Hauptstadt Bagdad gebremst worden. Doch gebe es die Sorge, dass die sunnitischen Extremisten den schiitischen Schrein von Samarra angreifen könnten, hiess es aus Kreisen des Aussenministeriums. In der auf sunnitischem Territorium im nördlichen Zentrum des Landes gelegenen Stadt hatte es 2006 einen schweren Bombenanschlag gegeben, der damals heftige Kämpfe zwischen den Religionsgruppen ausgelöst hatte.
Hunderte Soldaten als Schutz
Die USA waren 2003 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush in den Irak einmarschiert und hatten Machthaber Saddam Hussein gestürzt. In dem Krieg starben 4500 Amerikaner und mehr als 100000 Iraker. Schon 2007 stand das Land wegen derselben Konflikte der Religionsgruppen am Rand eines Bürgerkriegs. Die USA hielten mit einer Truppenverstärkung dagegen, bevor sie ihre Soldaten 2011 abzogen.
Die irakische Regierung hat die USA um Hilfe gebeten, und Präsident Obama hat die Entsendung von mehreren hundert Soldaten als Schutz für die US-Botschaft und als Ausbilder angekündigt. Nun warteten Al-Maliki und andere Politiker darauf, ob Washington weitere Unterstützung zur Verfügung stelle, hiess es aus dem State Department.
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