Nepalesische Arbeiter dürfen nicht einmal für Beerdigungen heim
Katar gleicht einem modernen Sklavenstaat: Nach dem Erdbeben in Nepal ist den WM-Bauarbeitern die Ausreise verweigert worden. Katar hat angekündigt, die prekären Arbeitsbedingungen zu verbessern – aus Kalkül.

Mehr als 8000 Menschen sind bei dem schweren Erdbeben im April in Nepal gestorben, Zehntausende wurden verletzt. Die Katastrophe traf auch die rund 400'000 Nepalesen in Katar.
Einige verloren Familienmitglieder, Verwandte, Freunde. Sie möchten nach Hause, um ihre Nächsten zu beerdigen, Angehörige zu trösten oder ihnen zu helfen. Viele von ihnen schuften auf den Baustellen für die Fussball Weltmeisterschaft 2022. Doch Katar hat den nepalesischen Arbeitern der WM-Baustellen die Ausreise verweigert, wie der britische «Guardian» berichtet.
Der nepalesische Arbeitsminister, Tek Bahadur Gurung, sagt: «Nach dem Erdbeben vom 25. April beantragten wir bei allen Unternehmen in Katar Sonderferien und die Kostenübernahme für die Flüge für ihre nepalesischen Angestellten.» Einige Firmen seien der Bitte gefolgt, jedoch nicht jene, die für die WM-Baustellen zuständig seien. Der Zeitplan für die Fertigstellung sei zu knapp, hiess es.
Daraufhin kontaktierte die Regierung Kathmandus den Weltfussballverband Fifa sowie WM-Sponsoren. Sie sollten die Kataris unter Druck setzen – ohne Erfolg. «Wir sind ein kleines, armes Land. Die mächtigen Organisationen wollen uns nicht zuhören», sagt Gurung.
Und diese Organisationen sitzen am längeren Hebel. Das weiss auch der nepalesische Arbeitsminister. Die Arbeitslosigkeit im Himalaya-Land ist hoch. Zwar liegt der offizielle Wert bei rund drei Prozent. Doch die Rechnung schliesst eine Vielzahl Arbeitsloser aus, die nicht die eng gesteckten Kriterien erfüllen. Einige Quellen schätzen daher die tatsächliche Arbeitslosenquote auf über 40 Prozent. Also suchen viele Nepalesen eine Stelle im Ausland – häufig in den Golfstaaten. Sie arbeiten viel und hart und schicken jährlich rund vier Milliarden US-Dollar heim. Das entspricht ungefähr 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

Die Nepalesen brauchen die Arbeit. Das nutzen einige Unternehmen schamlos aus. In Katar werden sie dem Kafala-System unterworfen und dürfen während eines festgelegten Zeitraums nicht kündigen. Es gibt Fälle, in denen Arbeitgeber die Pässe ihrer Arbeiter einziehen, sie monatelang nicht bezahlen oder nicht ausreichend gegen Krankheit und Berufsunfall versichern.
Einlenken aus Eigennutz?
Katar befindet sich im Kreuzfeuer. Menschenrechtsorganisationen, Medien, Gewerkschaften. Sie alle schiessen auf das kleine Ölimperium. Das zuständige WM-Kommitee Katars verteidigt sich: Mehr als 500 Nepalesen habe man eine begrenzte Heimreise genehmigt.
«Es arbeiten weit mehr als 500 Nepalesen auf den WM-Baustellen. Dass kann ich Ihnen versichern», sagte der nepalesische Arbeitsminister dem «Guardian». Er wolle Katar weiter dazu bringen, die prekären Arbeitsbedigungen zu ändern.
Gurungs katarischer Amtskollege Abdullah bin Saleh al-Khulaifi hat sich letzten Monat bei einem Besuch in Kathmandu dazu bereit erklärt – und angekündigt, dass Katar noch mehr Nepalesen braucht, um die WM-Baustellen fertig zu stellen.
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