Selbst ernannte Rächer
Amokläufer sind nicht aus ihrer Biografie zu begreifen, sondern über die Fiktionen, die sie leben. Oft sind sie gar nicht so einsam oder verfolgt, wie sie sich inszenieren

Wie jeder junge Mann im Alter von 18 Jahren wollte auch David S. herausfinden, wer er ist. Andere lesen Teeniehefte oder die Romane von Janne Teller. David S. las «Amok im Kopf», ein Buch des US-Psychologen Peter Langman, das 2009 unter dem Originaltitel «Why Kids Kill» erschienen war und von Amokläufern an amerikanischen Schulen handelt. Jetzt, nachdem David S. in einem Münchner Einkaufszentrum neun Menschen erschossen und viele weitere verletzt hat, hat die Polizei das Buch in seinem Zimmer gefunden.