Für Santos wirds eher schwieriger
Sandro Benini, Co-Leiter International, über den Friedensnobelpreis für Kolumbiens Präsidenten.
Der Nobelpreis für den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos ist ein Appell, den Friedensvertrag zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation Farc zu retten. Nachdem am vergangenen Sonntag eine knappe Mehrheit der Stimmenden das Resultat vierjähriger Verhandlungen überraschend abgelehnt hat, braucht es dazu nicht mehr eine Übereinkunft zwischen zwei, sondern zwischen drei Lagern: Neben der Regierung und der Guerilla müssen sich auch die Gegner des Vertrags unter ihrem Anführer Álvaro Uribe an einer Lösung der verfahrenen Situation beteiligen.
Der Friedensnobelpreis wird Santos gegenüber Uribe politisch und moralisch stärken – dies umso mehr, als die Öffentlichkeit in lateinamerikanischen Ländern internationale Anerkennung immer mit grosser Genugtuung registriert. Es besteht aber die Gefahr, dass der Preis die ohnehin komplexen Verhandlungen zusätzlich erschwert. Denn entweder geben die Farc nach und willigen ein, dass ihre Anführer für begangene Gräueltaten ins Gefängnis gehen. Dies ist die Hauptforderung, die Uribe seit Beginn der Friedensgespräche erhoben hat und mit der er das Referendum gewann. Oder der Anführer des Nein-Lagers rückt von genau dieser Forderung ab.