Obamas 5-Millionen-Dollar-Spot
Der Wahlausgang in den USA wird enger. Barack Obama versuchte deshalb gestern erstmals mit 30-minütigen TV-Spots die Unentschlossenen für sich zu gewinnen.
Es ist das erste Mal in 16 Jahren, dass ein Präsidentschaftskandidat wieder wertvolle Sendezeit im Hauptabendprogramm kaufte und sich direkt an die Wähler wandte. Barack Obama zeigte sich in einem von sieben grossen Fernsehketten ausgestrahlten Beitrag von seiner persönlichen Seite und enthüllte ein kleines Geheimnis: Der Tod seiner Mutter, die 1995 einem Krebsleiden erlegen war, habe ihm bewusst gemacht, wie kurz das Leben sei. «Es geschah so rasch, dass es wie ein Schock wirkte«, so Obama. Seine Kandidatur entspringe dem Wunsch, soviel als möglich aus seinem Leben zu machen.
Lange Tradition von Fernsehspots
Die 30-minütige Sendung, die mit einer Live-Einspielung einer Wahlveranstaltung in Florida abgeschlossen wurde, nimmt eine lange Tradition der politischen Werbung auf. Sie geht auf die 1950er Jahre zurück, als Fernsehzeit noch günstig zu kaufen war. Präsident John F. Kennedy hatte halbstündige Beiträge ausstrahlen lassen, ebenso Richard Nixon. Die letzte Staffel geht auf 1992 zurück. Damals war es der parteiunabhängige Milliardär Ross Perot, der 15 sogenannte Infomercials produziert und für zwölf Millionen Dollar Sendezeit gekauft hatte. Die Sendungen waren legendär, Perot zog sie im Stil einer Schulstunde auf und belehrte die Wähler mit witzigen, bissigen Bemerkungen zur Lage der Nation. Obama zahlte für die Ausstrahlung zwischen 3,5 und 5 Millionen Dollar, was ihm angesichts von Rekordspenden von 150 Millionen allein im September leicht gefallen sein dürfte. Sein Gegner John McCain kann nicht mehr auf gleiche Ebene kontern; er hat nicht genügend Mittel zur Hand.
Obama hatte Davis Guggenheim als Regisseur seines Beitrags angeheuert, dessen Vater war der offizielle Dokumentarfilmer der Kampagne von Robert Kennedy gewesen. Obama zeigte Beispiele von Familien aus dem Mittelstand, die unter hohen Gesundheitskosten, tiefen Rentenzahlungen, gestiegenen Preisen und Arbeitsplatzverlusten leiden. Der Beitrag von und mit Obama kam professionell daher. Er wirkte nicht zu aufdringlich und hob sich markant vom zunehmend giftigen Gezänke der letzten Tage ab. Was auffiel: Obama erwähnte McCain und Präsident Bush mit keinem einzigen Wort. Diese Sendung galt nur seiner Person. Obama klopfte gestern in den Häusern des besorgten Mittelstandes an und bot sich als Verbündeter und Helfer an. Die Beispiele trugen ganz dem hektischen Wahlkampf der letzten Tage Rechnung. Vier der fünf Familien stammten denn aus den Wackelstaaten Ohio, Colorado, Missouri und Colorado. Der Abstand zwischen den beiden Kandidaten hat sich zwar leicht verringert; ohne indessen den Gesamttrend zu brechen. Jüngsten Umfragen zufolge liegt Obama noch immer komfortabel voran. Er kann sich bei einer nötigen Mehrheit von 270 derzeit auf 311 Stimmen abstützen, McCain aber nur auf 142.
Palin blickt bereits auf 2012
McCain kritisierte den Beitrag als «luftige, wohlfühlige Werbung», gefüllt mit leeren Versprechungen. Wenige Minuten nach der Ausstrahlung verschickte McCain bereits wieder einen Spendenaufruf und versicherte, «es ist nicht vorbei, bevor es vorbei ist». Seine Nummer Zwei, Sarah Palin, allerdings blickt bereits weiter. Ungewöhnlich offenherzig räumte sie in einem heute Donnerstag von ABC eingeplanten Interview ein, dass sie nach einer Niederlage nicht bereit sei, einfach so das Feld zu räumen und nach Alaska zurückkehren. «Ich tue dies hier nicht für Nichts», sagte sie auf die Frage, wie es nach einer Niederlage weiter gehen solle. Gerüchte über eine Kandidatur im Jahr 2012 hatten sich in den letzten Tagen gehäuft, da Palin zunehmend eigene Wege ging und Ratschläge des McCain-Lagers missachtete.
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