Auswege aus dem Chaos
Die US-Band Grizzly Bear baute im Zürcher Kaufleuten ihre Songs allzu monumental.

Grizzly Bear sind eine Band, die nun schon seit 13 Jahren in der gleichen Formation zusammenspielt - damals baute der Sänger Ed Droste sein Schlafzimmerprojekt zur fixen Gruppe aus. Man muss dies betonen, weil es heute im Popbereich ungewöhnlich geworden ist, vier Musiker zu erleben, die sich dank all den Jahren des gemeinsamen Spiels intuitiv überall hin folgen können. Das gilt selbst nach einer längeren Pause, während der die Bandmitglieder Brooklyn nach und nach verliessen, ehe sie im vergangenen Jahr ihr fünftes Album «Painted Ruins» veröffentlichten.
Vielleicht meint die Zeile «It's chaos, but it works», die der Gitarrist Daniel Rossen im ersten Song ihres Zürcher Konzerts singt, auch jene nun vergangene Zeit der Ungewissheit. Die Drums schlagen hier einen dekonstruierten Marsch an, alles scheint offen, und doch ist alles verengt. Das liegt nicht nur an den verrunzelten Tüchern, die von der Bühnendecke hängen und die unter den Blitzen des Stroboskops wie die Wände einer engen Höhle wirken. Sondern auch am Keyboarder, der die vier auf der Tour unterstützt und die Leerstellen ihrer sowieso schon recht dichten Arrangements zukleistert. Da kann es einem schon bange werden, weil die Musik von Grizzly Bear am Dienstag im Kaufleuten vor allem zu Beginn des Konzerts allzu monumental wirkt.
Aber selbst dann, wenn sie ihre verschachtelten Songs, die so viel Musikgeschichte atmen – Folk, Psychedelik, Chorknabenharmonien – bombastisch spielen, finden Grizzly Bear Auswege, als wären sie Entfesselungskünstler: Sie liegen im freien, fantastischen Gitarrenspiel von Rossen, der seine Akkorde auffächert, im fast schon himmlischen Gesang von Droste, der seinen Boyfriend vor fünf Jahren genau hier, in Zürich, kennengelernt hat, im Zusammenspiel des so agilen Bassisten und Holzbläsers Chris Taylor und dem Schlagzeuger Christopher Bear, die so viel mehr als nur eine Rhythmusgruppe sind. Und dann singen sie auch alle vier wieder zusammen, wie ein mehrdeutig schimmernder Chor. Das klingt dann nicht mehr chaotisch, sondern aufwühlend schön.
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