Ford F-150: Ein Dinosaurier auf Diät
Amerikas fahrender Liebling wehrt sich gegen das drohende Aussterben.

Von wegen Heavy Metal oder altes Eisen – wenn Pete Reyes solche Kritik am Ford F-150 hört, kann der Chief Engineer nur herzlich lachen. Nicht dass dem Pick-up solche Kritik irgendwie geschadet hätte. Immerhin ist die F-Serie seit 32 Jahren das meistverkaufte Auto in Amerika, kommt in bislang zwölf Generationen in mehr als 60 Jahren auf über 30 Millionen Einheiten und findet alle 43 Sekunden einen neuen Kunden. Doch weil Dinosaurier mit der Zeit gehen müssen, damit sie nicht doch noch von der Evolution überrollt werden, hat Reyes eine echte Revolution parat: Zum ersten Mal bei einem Pick-up besteht die Karosserie komplett aus Aluminium.
350 Kilogramm leichter
Den Leiterrahmen hat Reyes zwar auch diesmal aus hochfestem Stahl konstruiert, weil sich der F-150 sonst unter den Lasten, die ihm von Farmern und Forstarbeitern, Mineuren und Managern bisweilen aufgebürdet werden, verbiegen würde wie eine Coladose. Doch weil diesseits des stabilen Skeletts alles aus dünnem Alublech gefertigt wird, speckt der Dinosaurier bis zu 350 Kilo ab.
Weil das Auto so leicht geworden ist, kann der F-150 nicht nur mehr Ladung schultern und grössere Lasten schleppen als die Konkurrenz. Ihm reicht auch ein kleinerer Motor, argumentiert Reyes und stimmt mit ein in das Hohelied des Downsizings. Sein ganzer Stolz ist deshalb ein neuer 6-Zylinder-Turbo mit nur noch 2,7 Liter Hubraum. «Der fährt wie ein V8, braucht aber 20 Prozent weniger », schwärmt Reyes. Zwar sieht der Motor unter der riesigen Haube ein bisschen verloren aus. Doch bei der ersten Ausfahrt mit der amerikanischen Legende macht der Eco-Boost-Antrieb eine gute Figur: Mit maximal 508 Nm hängt er gut am Gas, ist leise und hat mit dem noch immer tonnenschweren Trumm leichtes Spiel. Zumindest, solange die Pritsche nicht mit den maximal 1,5 Tonnen beladen ist und keine 5,5 Tonnen am Haken hängen. 13. Generation ist richtig smart
Amanderen Ende der Motorenskala gibt es auch weiterhin einen hausbackenen V8 mit fünf Liter Hubraum und 385 PS. Dabei braucht es weder Kraft noch Tempo, um den F-150 zu geniessen. Denn mehr als die Muskeln ist es die schiere Masse, die seinen Reiz ausmacht. Mit der Gelassenheit eines Giganten, dem ohnehin niemand etwas anhaben kann, stampft er über den Highway wie ein Öltanker über den Ozean, und am Steuer befällt einen himmlische Ruhe. Auf butterweichen Ledersesseln thront man als King of the Road über der Strasse und geniesst ein Königreich in Lack und Leder. Nichts, aber wirklich gar nichts bringt hier das Blut in Wallung.
Leichte Karosserie, vernünftiger Antrieb und ein komfortables Fahrverhalten – in der 13. Generation ist der Pickup näher denn je an einen normalen PW gerückt. Und bei der Ausstattung ist der F-150 anderen Ford voraus. Denn der Pick-up ist ein richtig smartes Auto: Das Basismodell für 26 615 Dollar mag zwar nackt und spartanisch sein wie die Planwagen der Siedler, in deren Tradition die amerikanischen Pick-ups eigentlich stehen. Doch wer in der Preisliste nach oben klettert, bekommt nicht nur Sattelleder samt Brandzeichen und eine Holzvertäfelung wie im Wohnzimmer der Ponderosa-Ranch, sondern dann gibt es auch mehr Hightech als in manchen europäischen Ford-Modellen: Von den LED-Scheinwerfern über eine 360- Grad-Überwachung mit einem halben Dutzend Kameras und der Anhänger- Assistenz bis hin zur Spurführungshilfe oder der automatischen Abstandsregelung. Viel mehr hat auch das neue Europa- Flaggschiff Mondeo nicht zu bieten.
Vorerst nur für Amerika
Dazu gibt es clevere Pick-up-Details wie die ferngesteuerte Ladeklappe, LED-Beleuchtung in den Seitenwänden, Suchstrahler in den Aussenspiegeln oder die integrierte Laderampe, mit der man ein Quad oder einen Motorschlitten schultern kann – ein Schweizer Taschenmesser ist gegen den F-150 ein fantasieloses Produkt. Aber auch wenn Ford sein Modellprogramm weltweit vereinheitlicht und mit dem Mustang gerade eine andere US-Ikone nach Europa holt, bleibt der König der Cowboys vorerst den Amerikanern vorbehalten – und natürlich den Direktimporteuren, die damit die Einbussen aus dem Mustang-Geschäft kompensieren müssen. (tg) Ford F-150: Die neuste Generation des US-Bestsellers hat abgespeckt und fährt komfortabler und sparsamer denn je. Foto: Ford
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