Ein Flitzer für gewisse Stunden
Der Roadster ist zurück: BMW legt den Z4 komplett neu auf, mit einem perfekten Fahrwerk, ausgereifter Technik und vor allem – endlich wieder mit Stoffverdeck.

Die Skepsis bei den Markenfans war gross. BMW werde den neuen Z4 parallel mit dem Toyota Supra entwickeln, hiess es – das sorgte bei vielen Anhängern des weiss-blauen Fahrzeugbauers für Aufregung. Nun sind beide Produkte fahrbereit, und tatsächlich teilen sie die gleichen Proportionen, die Fahrwerkstechnik, die Innenraum-Features und die Motoren. Ist die neue Modellgeneration von BMWs Roadster nun ein halber Japaner?
«Nein, überhaupt nicht», sagt Andreas Ederer, Produktmanager des neuen Z4. Die neue Generation des Roadsters sei eine komplette Neuentwicklung, basiere also auf einer neuen Plattform und sei von A bis Z von BMW konstruiert. Wie viel Prozent Toyota steckt denn überhaupt drin? «Null», sagt Ederer vehement, «null Prozent». Das zu bekräftigen, scheint den Bayern wichtig. Genauso wie die Tatsache, dass der Z4 endlich wieder ein Stoffverdeck hat und kein schweres, aufwendiges und wenig attraktives Stahlklappdach wie der direkte Vorgänger.
Proportionen verändert
Rückblick: Ende 2002 sorgte der Z4 in der Autowelt für Aufsehen. Der Roadster, der den erfolgreichen Z3 ablöste, betörte die Fans: Ein aufregend gestalteter Flitzer, flach, zwei Plätze, lange Haube, Stoffverdeck. Und Heckantrieb natürlich, was für BMW aber selbstverständlich war. Nicht so selbstverständlich waren die hohen Qualitätsansprüche der Münchener im fernen South Carolina, wo der erste Z4 gebaut wurde. Die qualitativen Schwächen, die im verwöhnten Europa bemängelt wurden, konnten bei der Modellpflege 2006 aber grösstenteils behoben werden. Gleichzeitig wurde eine Coupé-Version des Z4 eingeführt.
Die 2009 lancierte zweite Generation des Z4 wurde nicht mehr in den USA, sondern im deutschen Regensburg gebaut. Einen Makel hatte aber auch diese Version: Sie wurde nur mit einem Stahlklappdach angeboten. Das schmeckte den Open-Air-Fans und Dynamik-Aficionados nicht: Ein Stahldach bringt Zusatzgewicht, und zwar dort, wo man es nicht haben will – zuoberst im Fahrzeug. Gleichzeitig entstand die Diskussion, ob der Z4 überhaupt noch ein Roadster sei, denn dafür müsste er doch zwingend über ein Stoffverdeck verfügen.
Solche Diskussionen sind nicht mehr nötig, und auch die Skepsis bezüglich japanischer Gene kann getrost verfliegen – der neue Z4 ist ein waschechter Roadster und ein waschechter Bayer, auch wenn er nun im österreichischen Graz bei Magna Steyr vom Band läuft. Die Proportionen wurden im Vergleich zum Vorgänger verändert: Der Z4 legte in der Länge um 8,5 Zentimeter zu, die Spur wurde vorne (+9,8 Zentimeter) und hinten (+5,7 Zentimeter) verbreitert, der Radstand um 2,6 Zentimeter verkürzt. Die zwei Sitze rückten im Vergleich etwas weiter nach vorne, die Gewichtsverteilung liegt dennoch bei idealen 50 Prozent pro Achse. Man sitzt tief, eng vom Sitz umschlungen, das Lenkrad liegt ideal zur Hand – alles in diesem Auto ist auf Fahren programmiert.
Abzug für A-Säulen-Material
Das sind auch die Motoren: Die drei zum Marktstart im nächsten März erhältlichen Benziner erfüllen die Bedürfnisse vom genussvollen Dahinrollen bis zum Ausritt auf der Rennstrecke. Den Einstieg macht die Version sDrive 20i mit 197 PS, eine Stufe agiler ist der sDrive 30i mit 258 PS. Das Prunkstück ist der geschmeidig laufende 3-Liter-Reihensechszylinder mit 340 PS in der Version M40i. Alle Varianten sind mit einem 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt.
Die Abstimmung des Z4 ist BMW wunderbar gelungen. Der Roadster ist perfekt ausbalanciert, die Mischung aus einer extrem präzisen Lenkung, einem straffen Sportfahrwerk und vehement zugreifenden Bremsen macht Spass in den Kurven und ist dennoch komfortabel genug für den Alltag. Dazu trägt natürlich auch das topmoderne, reichhaltig ausgestattete und ansprechend gestaltete Cockpit bei: Volldigitale Instrumente, ein einfach zu bedienendes Infotaimentsystem und bequeme, gut stützende Ledersitze machen Lust auch auf längere Strecken. Abzug in der B-Note gibt es für die Materialwahl der A-Säulen: Härteres Hartplastik lässt sich kaum finden. Schade.
Die Zutaten für den ungetrübten Roadster-Fahrspass sind also alle da. Entsprechend sind aber auch die Platzverhältnisse: Zwei Personen sitzen gut, Gepäck für den Wochenendausflug findet ebenfalls locker Platz im Kofferraum, auch weil das Stoffverdeck deutlich weniger Raum in Anspruch nimmt, doch praktisch ist der Z4 nicht. Das gibt auch Produktmanager Ederer bereitwillig zu: «Der Nutzwert ist sicher nicht sehr hoch. Bei diesem Modell geht es aber nicht ums Brauchen, es geht ums Wollen.» Der neue Z4 ist eben ein Auto für gewisse Stunden; für jene Momente, wenn man die Freude am Fahren in vollen Zügen geniessen kann. Am liebsten natürlich mit offenem Verdeck.
Dave Schneider fuhr den neuen Z4 auf Einladung von BMW Schweiz am 22. Oktober in Portugal.
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