Axel Weber könnte zum Glücksfall für die UBS werden
Der frühere deutsche Bundesbanker hat in seiner Karriere Rückgrat bewiesen, schreibt «Tages-Anzeiger»-Autor Arthur Rutishauser. Doch in einer Frage hat Weber Glaubwürdigkeit verspielt.
Mit Axel Weber hat sich die UBS einen der reputiertesten Ökonomen Deutschlands geangelt. Mit etwas mehr diplomatischem Fingerspitzengefühl, oder je nach Lesart auch mit etwas weniger Rückgrat, wäre er heute Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Jetzt könnte Weber zum Glücksfall für die UBS werden. Denn nach zwei Jahren Turnaround unter dem Duo Grübel/Villiger ist eine neue Strategie gefragt.
Dass diese unter der alten Führung nicht zu erwarten ist, hat der Kampf der UBS gegen die «Too big to fail»-Vorlage gezeigt. Villiger wie auch Oswald Grübel zeigten sich zu lange als die Vertreter der alten Garde des Finanzplatzes, die das Rad am liebsten in die Zeit vor der Krise zurückdrehen wollten. Aber das Rezept, das Privatkundengeschäft möglichst wie bis anhin weiterzubetreiben und gleichzeitig in New York beim Investmentbanking mit billigem Geld aus der Schweiz das grosse Rad zu drehen, geht unter den neuen Voraussetzungen nicht mehr auf. Darum braucht es eine neue, jüngere Kraft an der Spitze der Grossbank.
Er hat die stolzen Banker auf ihrem Bittgang erlebt
Weber, der die Finanzkrise auf der Seite der Notenbanken erlebt hat, ist da als UBS-Verwaltungsratspräsident sicher eine gute Wahl. Er hat die stolzen Banker erlebt, als sie den Bittgang zum Staat antreten mussten, und er hat auch erlebt, was es heisst, wenn sich die Staaten zu stark verschulden müssen, um die schlimmsten Folgen der Finanzkrise zu glätten. Und Weber hat bewiesen, dass er Rückgrat hat, als er sich dagegen auflehnte, als die EZB anfing, griechische Staatsanleihen aufzukaufen.
Allerdings gibt es auch Einschränkungen. Der Mann hat ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, um es vorsichtig zu sagen. Und Weber ist kein Banker, genauso wenig wie Villiger einer war. Er hat eine akademische Karriere hinter sich und bewegte sich vor seinem Job bei der deutschen Bundesbank im Umfeld von Politikern als Wirtschaftsberater.
Peinliche Aussagen vor der Finanzkrise
Legendär und aus heutiger Sicht peinlich sind seine Aussagen vom August 2007 zur Finanzkrise. «Befürchtungen bezüglich einer Bankenkrise in Deutschland entbehren jeder Grundlage», meinte er da. Und: «Das Engagement deutscher Kreditinstitute am amerikanischen Immobilienmarkt ist überschaubar und insgesamt begrenzt. Es konzentriert sich auf Anlagen mit hoher Bonität.» Dass kurz darauf mit Ausnahme der Deutschen Bank fast die ganze Branche am Tropf des Staates hing, weiss heute jeder. Damit stellt sich die Frage, ob das Management der UBS das Urteil dieses Mannes akzeptieren wird, wenn er der Bank eine Richtungsänderung vorgibt.
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