Bangkok gleicht einem Schlachtfeld
Börse, Banken und Fernsehsender in Bangkok stehen in Flammen: Die thailändischen Streitkräfte gehen rücksichtslos gegen die verschanzten Regierungsgegner vor. Beobachter sprechen von vielen Toten.
Die thailändische Armee hat gewaltsam das seit Wochen von oppositionellen Rothemden belagerte Geschäftsviertel in Bangkok geräumt. Daraufhin weiteten wütende Demonstranten die Gewalt auf andere Teile der Hauptstadt aus.
Sie steckten gegen 20 Gebäude in Brand, darunter die Börse, Einkaufszentren und Banken sowie den Sitz eines Fernsehsenders, in dem rund 100 Menschen eingeschlossen wurden. Sie mussten laut örtlichen Medien von Helikoptern gerettet werden.
Über der Hauptstadt hingen riesige Rauchwolken, zusätzlich angefacht durch brennende Autoreifen. Nach einer Attacke auf eine Elektrizitätszentrale fiel in Teilen der Stadt der Strom aus.
Die Behörden verhängten eine nächtliche Ausgangssperre über Bangkok - die erste seit 15 Jahren - und erlaubten Polizisten, auf Plünderer und Brandstifter zu schiessen.
Der bereits für Bangkok und 20 Provinzen geltende Ausnahmezustand wurde laut Verteidigungsministerium auf zwei weitere Provinzen im Nordosten des Landes ausgedehnt. Die Börse in Bangkok wurde aus Sicherheitsgründen für den Rest der Woche geschlossen. Auf Anordnung der Zentralbank schlossen auch die Banken bis Freitag ihre Türen.
Bangkok versinkt in Gewalt
Mit Panzerfahrzeugen und halbautomatischen Waffen war die Armee am Morgen gegen das Lager der Rothemden vorgegangen. Gewaltsam durchbrach sie meterhohe Barrikaden aus Bambus und Reifen, die von den Demonstranten in Brand gesteckt wurden. Soldaten gingen mit Tränengas und Schüssen gegen die Menge vor.
Deren Anführer boten unter dem Protest von Anhängern an, sich zu ergeben. Kurz darauf waren vier der wichtigsten Anführer auf Live- Fernsehbildern in Polizeigewahrsam zu sehen. Ein Armeesprecher erklärte, das Gelände sei unter Kontrolle der Streitkräfte.
Die Gewalt ging jedoch weiter. In insgesamt fünf Vierteln der Hauptstadt kam es zu Unruhen, bei denen mindestens sechs Menschen getötet wurden, darunter auch ein italienischer Journalist. Gegen 60 Menschen wurden verletzt, darunter drei ausländische Journalisten.
Angst vor Bürgerkrieg
Auch im Norden des Landes eskalierte die Gewalt. In Udon Thani und Khon Kaen stürmten Demonstranten die Rathäuser und setzten Gebäude in Brand. Unklar blieb, ob die neue Gewalt das letzte Aufbäumen der Demonstranten oder der Beginn einer neuen Phase der Proteste darstellt.
Die Unruhen seien «die umfassendste und unkontrollierbarste» politische Gewalt, die Thailand je gesehen habe, sagte der namhafte Historiker Charnvit Kasetsiri. Er rechne mit Chaos und einem massiven Vorgehen der Armee in der Nacht. Die Regierung verhängte eine Nachrichtensperre.
Schweizer Botschafterin besorgt
Die Schweizer Botschafterin Christine Schraner Burgener musste angesichts der Unruhen ihr provisorisches Büro fluchtartig verlassen und in einem Hotel Zuflucht suchen. «Die Lage ist im Moment sehr unübersichtlich», sagte die Botschafterin am Telefon der Nachrichtenagentur SDA. «Niemand wagt es, eine Prognose zu machen».
Es befinden sich jedoch nach Informationen der Botschaft keine Schweizer in Not. Die meisten Touristen haben die Hauptstadt verlassen.
Gespräche zwischen der Regierung und den Protestführern über eine Entschärfung der Lage waren am Dienstag gescheitert. Während der seit Mitte März anhaltenden Demonstrationen wurden bereits mehr als 70 Menschen getötet und fast 2000 verletzt.
sda/ddp/bru/mt
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