Bank of Cyprus verwehrt ihrem Chef den Rücktritt
Der zypriotische Bankchef Artemis darf noch nicht zurücktreten – die Satzung des Geldinstituts ermöglicht eine Kündigungsablehnung durch den Verwaltungsrat.

Die Bank of Cyprus, die grösste Bank Zyperns, weist einem Medienbericht zufolge den sofortigen Rücktritt ihres Chefs zurück. Der Verwaltungsrat der Bank habe die Rücktrittserklärung von Andreas Artemis sowie von vier weiteren Mitgliedern des Gremiums «nicht akzeptiert».
Das berichtete heute die zypriotische Nachrichtenagentur CNA. Gemäss der Satzung der Bank erlangten die Rücktritte erst Gültigkeit, wenn sie innerhalb einer Woche nicht zurückgezogen würden, hiess es in der von CNA verbreiteten Erklärung. Artemis hatte heute aus Protest gegen die geplanten drastischen Einschnitte im Bankensystem seinen Rücktritt erklärt.
Nach Informationen zypriotischer Internetseiten wurde sein Rücktritt unter anderem durch die Ernennung eines Aufsehers für seine Bank seitens der zypriotischen Zentralbank beeinflusst. Artemis sei zudem nicht damit einverstanden, wie die Guthaben der zweitwichtigsten zypriotischen Bank, Laiki, unter dem Druck internationaler Geldgeber in die Bank of Cyprus zwangsüberführt werden, hiess es.
100 Euro pro Tag
Vor der Wiedereröffnung der Banken hat Zypern derweil Massnahmen gegen eine massive Kapitalflucht ergriffen. Abhebungen von Kunden sind auf einhundert Euro am Tag begrenzt, die Kontrollen müssten «einige Wochen» in Kraft bleiben, sagte Finanzminister Michalis Sarris der BBC.
Am elften Tag mit geschlossenen Bankschaltern nahm die Verunsicherung der zypriotischen Bevölkerung weiter zu. 1500 Oberschüler zogen heute protestierend durch die Hauptstadt Nikosia. In Sprechchören forderten sie, die Verantwortlichen für den «Diebstahl» der zypriotischen Guthaben müssten ins «Gefängnis» und «Wir müssen die Blutsauger bekämpfen!» Arbeitsminister Harris Georgiades warnte vor einem Schrumpfungsprozess der Wirtschaft und steigender Arbeitslosigkeit.
Zehn Milliarden Euro sind garantiert
Die EU-Kommission will in Zukunft verhindern, dass Steuergelder zur Rettung maroder Banken eingesetzt werden müssen. Der Steuerzahler solle «nicht mehr für die Fehler der Banken zahlen», sagte die Sprecherin von EU-Kommissar Michel Barnier. Die Finanzminister der Eurozone hatten gestern beschlossen, Zypern Hilfen von bis zu zehn Milliarden Euro zu gewähren. Zugleich soll der Bankensektor des Landes umstrukturiert werden. Zudem ist ein Abschlag auf Bankguthaben von mehr als 100'000 Euro bei der Bank of Cyprus in Höhe von 30 Prozent vorgesehen.
Piräus Bank kauft zypriotische Ableger auf
Der Grossteil der Bankkonten bei Niederlassungen von zypriotischen Banken in Griechenland bleibt von Einbussen wegen der zypriotischen Finanzkrise verschont: Wie die griechische Piräus-Bank mitteilte, erwarb sie für 524 Millionen Euro die griechischen Niederlassungen der Grossbanken Bank of Cyprus, Laiki und Hellenic Bank. Mit der Übernahme der Filialen zyprischer Banken wachse das Gesamtvolumen der Guthaben der Piräus-Bank auf 95 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kritisierte Äusserungen von Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem, wonach die Massnahmen zur Zypern-Rettung als Vorbild bei anderen Euro-Krisenstaaten dienen könnten. «Es war falsch von Herrn Dijsselbloem zu sagen, was er gesagt hat», sagte das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré. Dijsselbloem distanzierte sich inzwischen von seinen Interview-Äusserungen und sagte, Zypern sei «ein besonderer Fall mit einmaligen Herausforderungen».
Ratingagentur stuft Banken ab
Die Ratingagentur Fitch stufte die Laiki-Bank und die Bank of Cyprus auf Zahlungsausfall herab. Die Hellenic Bank wurde nach dem Rettungspaket für die Insel zwar bei ihrer Einstufung auf «B» gehalten, allerdings mit negativem Ausblick, wie die Ratingagentur in Paris mitteilte. Die Laiki-Bank soll zerschlagen werden. Faule Papiere werden in einer Bad Bank angesiedelt, die abgewickelt werden soll.
AFP/sda/bru/mrs
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