Sogar Karriere dafür pausiertBasketball-Überfliegerin befreit Unschuldigen aus Gefängnis
Sie war eine der besten Basketballerinnen. Doch Maya Moore unterbrach ihre Karriere, um einen Freund zu befreien. Trotz ihres Erfolgs kehrt sie noch nicht zurück aufs Feld.
Sie ist Olympiasiegerin und Weltmeisterin. Sie ist vierfache Siegerin der Women’s NBA und MVP von 2014. Und sie ist eine aussergewöhnliche Kämpferin für Gerechtigkeit. Die Basketballerin Maya Moore hat sich eigenhändig dafür eingesetzt, dass ein Unschuldiger nach 22 Jahren aus dem Gefängnis freikam.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die erfolgreiche US-Amerikanerin gar ihre Profikarriere unterbrochen. Anfang 2019 überraschte sie alle und sagte ihrem Team Minnesota Lynx, dass sie sich eine Auszeit nehme und ihrem guten Freund Jonathan Irons helfen wolle. Eine der besten Spielerinnen fehlte der Liga von einem Tag auf den anderen.
«Leben. Jetzt kann ich mein Leben leben.»
Doch Irons, der unschuldig hinter Gittern sass, war ihr die Pause wert. Mehr als das. Seit Moore ihn 2007 bei einem Familienbesuch in Missouri, bei dem sie mit dem Gefängnisministerium in Kontakt kam, kennengelernt hatte, sind die beiden dicke Freunde geworden. Vor grossen Spielen telefonierte die Small Forward stets mit Irons und besuchte ihn auch regelmässig.
Vor Kurzem – rund anderthalb Jahre nach ihrer Auszeit – kam dann tatsächlich der grosse Moment. Sie hatte es geschafft. Als Irons das Gefängnis endlich als freier Mann verlassen konnte, fiel Moore auf die Knie. Vor Glück? Vor Dankbarkeit? Vor Erlösung?
Kurz nach der Freilassung fragte Moore ihren Freund, was er empfinde. «Ich kann nicht», sagt er zuerst. Irons schüttelt ein paar Mal seinen Kopf, murmelt dann: «Leben … jetzt kann ich mein Leben leben.» Er bedankt sich für die grenzenlose Unterstützung von Moore und ihrer Familie, dass sie ihn nach fast 22 Jahren als Unschuldiger aus dem Gefängnis befreit haben.
Die 31-jährige Basketballerin hat ihren Freund befreit, ihr Ziel erreicht und könnte nun wieder zurück aufs Parkett wechseln. Könnte. Doch am 25. Juli hat die WNBA-Saison erneut ohne den Erstrundenpick von 2011 gestartet. Sie will sich weiterhin für einen höheren Zweck einsetzen.
Derzeit setzt sie sich intensiv dafür ein, dass das amerikanische Justizsystem überarbeitet wird. Der Irons-Fall habe ihr gezeigt, wie viele Mängel bis heute bestehen. «Zwischen Sport und Rechtssystem sehe ich viele Parallelen. Staatsanwälten geht es häufig nur ums Gewinnen oder Verlieren. Doch was ist in der Justiz ein Sieg und was eine Niederlage?», fragt Moore.
Mit ihrer Kampagne «Win with Justice» («Mit Gerechtigkeit gewinnen») will sie dieser Denkweise und gleichzeitig auch dem Rassismus im Rechtssystem entgegenwirken. «Ich versuche weiterhin, zu helfen und andere dazu zu ermutigen, dasselbe zu tun», sagt sie. Ob und wann sie indes wieder Basketball spielt und ihre bereits imposante Titelsammlung erweitert, weiss sie nicht.
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