Bayern-Legenden streiten um Lewandowski
Vor den entscheidenden Wochen gibt es beim FC Bayern mal wieder Ärger. Dieses Mal geht es um eine angebliche Schmutzkampagne.
Unter den zahlreichen Menschen, an denen sich die Bosse des FC Bayern abgearbeitet haben, dürfte sich in diesem Jahrtausend kaum einer finden lassen, der ähnlich viel Spott und Häme ertragen musste wie Lothar Matthäus, der frühere Kapitän der Mannschaft. Dabei ging es mal um Matthäus' sportliche Leistungen («Was der losgelassen hat, da hat man den Eindruck, der hat alles gewonnen und nie ein Spiel verloren», Uli Hoeness, 2002) oder – unvergessen – um seine berufliche Perspektive («So lange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion», wieder Hoeness, immer noch 2002). Gelegentlich ging es sogar um sein Privatleben («Er hat sich in den letzten Monaten immer mit Frauen beschäftigt.»)
Jetzt diskutiert er plötzlich über neue Spieler beim FC Bayern. «Scheinbar hat sich sein Jagdfeld etwas verändert», noch einmal Hoeness, 2013). Auf der Wir-zitieren-das-Grundgesetz-Pressekonferenz im vorigen Oktober schimpfte Rummenigge schliesslich über einen Experten, der Torwart Manuel Neuer «in Grund und Asche» geredet habe. Gemeint war: Lothar Matthäus. Am Samstag in der Münchner Arena waren daher historische Töne zu hören. «Lothar Matthäus», sagte einer der Bayern-Bosse, «hat wirklich Ahnung vom Fussball.»
Das hatte aber seinen Grund
Matthäus, der als Experte des Fernsehsenders Sky ebenfalls in der Arena war, wird sich auf dieses Kompliment dennoch nicht viel einbilden. Ausgesprochen hatte dieses Lob Hasan Salihamidzic, und Matthäus hatte seinem einstigen Mitspieler als Gegenbeispiel gedient. Salihamidzic nutzte Matthäus als Anti-Hamann. In all seiner Schönheit geht das Zitat von Salihamidzic so: «Lothar Matthäus hat wirklich Ahnung vom Fussball. Didi Hamann macht Kampagnen.»
Eine knappe Woche zuvor hatte Didi Hamann, einst Matthäus' Mitspieler bei Bayern und inzwischen dessen Kollege als sog. Experte des Senders «Sky», ausführlich den Münchner Angreifer Robert Lewandowski kritisiert: «Ich glaube, dass Lewandowski zum Problem für Bayern München wird.» Bezogen hatte sich Hamann auf Lewandowskis Körpersprache, er hatte gesagt: «Seine Theatralik, sein Abwinken, sein zum Teil lustloses Verhalten auf dem Platz. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass er ein Einzelgänger ist.» Am Samstag sagte Hamann der Deutschen Presse-Agentur, dass er weiter zu seiner Kritik stehe. Widersprochen hatte unter anderem: Matthäus.
Plötzliche Kehrtwende der Bayern-Bosse
Noch vor einem Jahr hätten sie selbst beim FC Bayern kaum widersprochen, damals war für jeden offensichtlich, dass Lewandowski nur auf eines Lust hatte: auf einen Wechsel, am liebsten zu Real Madrid. Diese Lust war jedoch eine einseitige, Lewandowski blieb in München, er erkannte auch, dass er einen besseren Verein wohl nicht mehr finden wird. Seitdem zeigt Lewandowski eine Art von Engagement, die für ihn nicht immer selbstverständlich war.
Seit der Winterpause ist er der dritte Kapitän, auch gegen Schalke trug er die Binde, da Manuel Neuer verletzt fehlte und der zweite Kapitän Thomas Müller nur auf der Bank sass. In fünf Spielen 2019 erzielte der 30-Jährige drei Tore, sechs bereitete er vor. Gegen Schalke erzwang er das 1:0, ein Eigentor von Bruma, das 2:1 erzielte er, das 3:1 bereitete er mit einem Fallrückzieher auf Serge Gnabry vor.
Die Reaktion der Bayern belegt, wie aufgeregt sie sind
Auf die Kritik von Hamann sagte Lewandowski: «Das sind dumme Sachen, die musst du einfach wegschmeissen.» Salihamidzic war es aber nicht genug, einfach nur den Müll rauszubringen.
Dem Sportdirektor wird gelegentlich vorgeworfen, dass es ihm an Profil mangele. Im Dezember hatte Salihamidzic die Mannschaft nach einem 3:3 in Amsterdam kritisiert, was wiederum Kovac nicht verstehen wollte. Am Samstag nun schärfte Salihamidzic noch einmal nach, er sagte, dass Lewandowski «seine kompletteste Saison» spiele. «Deswegen kann ich nicht verstehen, dass Didi Hamann ihn kritisiert, das ist eine Kampagne. Ich glaube nicht, dass Robert Lewandowski ein Problem für Bayern München ist, sondern dass Didi Hamann ein Problem für Sky ist.»
Gesprochen hatte er all das in ein Sky-Mikrofon. Klar, dass Hamann das nicht auf sich sitzen lassen wollte: «Mir eine Kampagne zu unterstellen, ist nicht zu akzeptieren. Wenn du anderer Meinung bist, dann ist das natürlich okay. Aber dann muss die Diskussion kontrovers geführt werden, auf einem gewissen Niveau.»
Es geht auch eleganter
Dass Salihamidzic so dünnhäutig reagierte, darf auch als Beleg dafür gesehen werden, dass sie beim FC Bayern vor den Wochen in der Champions League doch recht aufgeregt sind. Wie in den vergangenen Jahren wird es in den entscheidenden Spielen auf die Tore von Lewandowski ankommen (die übrigens in den vergangenen Jahren oft ausblieben), der Angreifer soll gestärkt werden.
Dass das auch eleganter geht, demonstrierte Rummenigge. Angesprochen auf die Kritik von Hamann sagte er zu «Sport 1»: «Der ist mir keinen Satz wert.» Manchmal ist ein Schweigen eben doch die beste Antwort.
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