Beamte bremsen Solar-Vorzeigeprojekt aus
Eine neue Fotovoltaikanlage im Kanton Zürich könnte seit März den Strom für 300 Haushalte liefern. Stattdessen verpufft der grösste Teil der Energie – wegen der Bürokratie.

Seit kurzem steht sie auf dem Hof Sunnerai im Herrliberger Weiler Wetzwil, die grösste Solaranlage am Zürichsee. Sie umfasst 1650 Kollektoren mit einer Leistung von total 544,5 kWp. Die Anlage wurde in diesem Jahr von Januar bis März gebaut. Kostenpunkt des Projekts inklusive Dachsanierung: knapp eine Million Franken.
Die Anlage, die in der Region für neue Dimensionen steht und als Vorzeigeprojekt gilt, hat allerdings einen «Schönheitsfehler»: Sie ist seit Mitte März in Betrieb, aber sie stellt momentan nur einen Bruchteil der Menge Strom her, die sie eigentlich könnte. Von 18 Wechselrichtern sind erst deren 5 in Betrieb.
Der daraus gewonnene Strom wird hauptsächlich für den Eigenbedarf des Sunnerai-Hofs verwendet. Ein Grossteil der Energieleistung der Anlage verpufft wirkungslos. Dabei sollte der Grossteil des Stromertrags ins öffentliche Netz des Elektrizitätswerks Herrliberg eingespiesen werden.
Träge Behörde
«Es ist frustrierend, dass eine der grössten neuen Fotovoltaikanlagen im Kanton Zürich noch nicht im Vollbetrieb laufen kann», sagt Marco Rall, der sie im Auftrag seiner Firma Solar Alliance AG aus Wallisellen konzipiert und betreut hat. Damit die Anlage die volle Produktion von 570'000 Kilowattstunden erreichen kann, sei neben einer Netzverstärkung auch eine neue Trafostation nötig.
Das Anschlussgesuch für die Fotovoltaikanlage, welche das Verfahren für die Bewilligung der Trafostation auslöste, wurde vor einem Jahr eingereicht. Seither ist die Bewilligung ausstehend. Rall: «Für Netzverstärkung und Trafostation muss vom lokalen Elektrizitätswerk beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat (Esti) ein Baugesuch eingereicht werden.»
Rall geht davon aus, dass die Solaranlage erst im Herbst erstmals Storm ins öffentliche Netz einspeisen wird. «Ich erlebe das nicht zum ersten Mal: Die Behördenprozesse im Hintergrund laufen sehr langsam, und so kommt es leider immer wieder zu Verzögerungen.» Im Fall des Hofs Sunnerai sei man zwar von einer Verzögerung ausgegangen, aber hier sei es besonders schade, weil gerade die Monate Mai, Juni, Juli und August am sonnenreichsten seien und in dieser Zeit am meisten Strom gewonnen werden könnte. Den finanziellen Ausfall schätzt Rall auf ungefähr 30'000 Franken.
Unterlagen nicht vollständig
Urs Huber, Leiter Planvorlagen beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat, will von einem trägen Bewilligungsprozess in seinem Amt nichts wissen. «Wir erteilen eine Bewilligung bei einem vereinfachten Genehmigungsverfahren innert eines Monats, wenn die Unterlagen komplett sind.» Bei der Trafostation für die Fotovoltaikanlage in Herrliberg seien vom lokalen Elektrizitätswerk zu Beginn die Unterlagen für die Erschliessung nicht vollständig eingereicht worden. «Durch das Hin und Her kam es zu Verzögerungen von gut zwei Monaten.»
Huber räumt aber ein, dass das Verfahren Sunnerai-Hof nicht glücklich abgelaufen sei. Man habe nachträglich den Fall nochmals angeschaut und sei zum Schluss gekommen, dass man hier statt des ordentlichen das vereinfachte Verfahren anwenden könne. Das heisst: Die Bewilligung sollte Mitte Juni auf dem Hof Sunnerai eintreffen.
Rechnet man nun noch die Rekursfrist von 30 Tagen und die Produktions- sowie Bauzeit von mehreren Wochen für die Trafostation dazu, ist die Anlage also frühestens Mitte/Ende August voll funktionstüchtig – fast ein halbes Jahr nach ihrer Fertigstellung.
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