«Beatrix Jud hätte ein Vorbild sein können»
David Siems ist selbst auf eine IV-Rente angewiesen. Er ärgert sich über die Berichterstattung im Fall Jud.

Herr Siems, Sie sind selbst IV-Bezüger. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie vom Fall Beatrix Jud erfahren haben?
Als ich den ersten Artikel im «Tages-Anzeiger» gelesen habe, hat es mich zunächst amüsiert. Ich dachte: Da ist eine Frau, die gegen Menschen hetzt, die Pech hatten. Sie ortet bei jenen, denen es am schlechtesten geht, eine «Vollkasko-Mentalität». Dabei ist sie selbst in einer vergleichbaren Situation. Anstatt hinzustehen und dazu zu stehen, dass sie einen Hirnschlag hatte, anstatt darauf zu pochen, dass sie trotz einer Einschränkung ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist, versteckt sie sich. Im ersten Moment fand ich es gerecht, dass jetzt über sie berichtet wird. Aber inzwischen hat die Berichterstattung eine Dynamik angenommen, die sehr zuungunsten von Menschen mit invalidisierenden Behinderungen ausfällt.