Beherzter Mann jagte einen Kioskräuber
Der Mann wollte den Dieb nur belehren. Der Bursche entpuppte sich als gewalt- bereiter Serientäter. Gestern stand dieser vor Gericht.
Von Céline Trachsel Bülach – Für 30 Monate muss ein dreister Dieb hinter Gitter, denn er langte in die Kassen zweier Kioske und beging zahlreiche andere Diebstähle. Doch vergangenen April legte ihm in Bülach ein Passant das Handwerk. Luigi Rotta aus Oberglatt war mit seiner Frau in der Migros in Bülach-Süd einkaufen. Da hörte er die Kioskfrau schreien: «Er hat geklaut!» Der Oberglatter sah einen Burschen, der eilig durch die Drehtüre verschwand – und dachte, das sei ein Jugendlicher, der bestimmt bloss eine Süssigkeit gestohlen habe. Deshalb blickte er ihm zuerst nur nach. «Doch dann sagte ich mir, man sollte auch bei einer Bagatelle nicht bloss zuschauen. Ich wollte diesem Jungen beibringen, was sich gehört.» Plötzlich war er weg Deshalb sprintete er dem vermeintlichen Lausebengel hinterher. Dieser nahm ebenfalls die Beine unter die Arme und entwischte. Hätte Luigi Rotta gewusst, dass der Bursche nicht bloss ein Mars, sondern die ganzen Tageseinnahmen geklaut hatte, hätte er ihn in der Drehtüre eingeklemmt, sagte Rotta vor Gericht. Plötzlich sei der Dieb nirgendwo mehr zu sehen gewesen, also habe er ihn gesucht und hinter einem Gebäude gefunden. Da packte er den Burschen am Kragen. «Ich belehrte ihn, dass Stehlen unrecht sei, und wollte ihn zwingen, zum Kiosk zu gehen, um das Mars – oder was auch immer er hat mitlaufen lassen – zurückzugeben.» Zu diesem Zeitpunkt wusste Luigi Rotta noch nicht, dass er vor einem dreisten Serientäter stand, der soeben über 1000 Franken erbeutet hatte. Dieser zückte einen Gegenstand und drohte: «Ich habe ein Messer.» Der 56-Jährige konnte zwar nicht erkennen, womit sein Gegenüber herumfuchtelte, wich aber zurück und liess den Geschnappten los. «Als es brenzlig wurde, wollte ich nicht den Helden spielen.» Er hielt nur noch den Kapuzenpulli in den Händen, aus dem sich der Täter im Gerangel gewunden hatte. Da fuhr eine Frau im Auto vor, welche die Verfolgungsjagd beobachtet hatte. Luigi Rotta und die Zeugin fuhren dem Flüchtenden hinterher, sahen ihn aber nur noch im Wald verschwinden. «Da gab ich auf. Ich wollte einem Bewaffneten nicht in den Wald nachlaufen.» Luigi Rotta konnte den Burschen genau beschreiben, und die Polizei spürte den Täter ein paar Monate später auf. Gestern stand dieser vor dem Bezirksgericht. Ein Messer habe er nie dabei gehabt, beteuerte er – er habe geblufft und nur sein Mobiltelefon gezogen. Exzessiver Alkoholkonsum Vor Gericht kam die ganze Wahrheit ans Licht. Es stellte sich nämlich heraus, dass der heute 24-jährige Stadtzürcher bereits zwei Wochen vor dem Coup in Bülach einen anderen Kiosk in Zürich überfallen und eine Angestellte mit dem Messer bedroht hatte. Hinzu kamen zahlreiche weitere Diebstähle. Tatmotive des gebürtigen Peruaners waren sein exzessiver Alkoholkonsum sowie der häufige Besuch von Cabarets, wo er seine Beute jeweils grosszügig verjubelte. Der Richter kannte keine Gnade und verurteilte den jungen Mann zu 30 Monaten Gefängnis. Der dreiste Räuber überfiel diesen Kiosk in Bülach-Süd. Foto: Madeleine Schoder
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